Montag, 24. August 2009

Käsivarsi 2009, Tag 4

30.7. Weiter nach Norden

Unser Tagesrhythmus verschiebt sich nach hinten -- gestern sind wir um 3 Uhr eingeschlafen und um 1 Uhr nachmittags aufgestanden...
Dafür wird es im Laufe des Tages schön sonnig und man kann gut über die Fjällwiesen laufen. Erstaunlich viele Wiesen mit allen möglichen Blumen, obwohl wir uns wie immer weit über der Baumgrenze befinden. Bei der üblichen morgendlichen Fjällbesteigung und Wegplanung beschließen wir über ein interessant aussehendes Fjäll zu laufen, das aus drei Gipfeln mit einem See dazwischen besteht. Den See sehen wir erst als wir direkt davor stehen, aber von unten sieht man Schneefelder, die recht seltsam geformt sind und stellenweise eine rotbräunliche Färbung aufweisen (das kann man auf dem Bild sogar sehen).

Ein wenig später auf dem Weg zum Fjäll hat sich die Form der Schneefelder verändert, schliesslich kommen wir darauf, dass diese Felder belebt sind, eine Rentierherde hat sich darauf breitgemacht. Wir machen Pause im Tal und hören schon herrisches Rentiergrunzen, ein paar Anführerrentiere scheinen es wichtig zu finden, dass die Herde von einem zum anderen Schneefeld wechselt -- und dann wieder zurück. Wir tanken Wasser am Bach, der durchs Tal fließt. Ich trinke einen Schluck und spucke ihn lieber wieder aus -- es schmeckt irgendwie seltsam. Wir beschließen, lieber woanders nach Wasser zu suchen und gehen ein Stück talaufwärts, wobei wir auch auf ein völlig trübes Rinnsal treffen, das direkt vom bräunlichen Schneefeld kommt. In Zukunft achten wir wesentlich genauer darauf, woher wir unser Wasser holen.
Ein paar Höhenmeter weiter verwandelt sich die Wiese spontan in ein Geröllfeld. Wir müssen an der Rentierherde vorbei. Die Anführerrentiere treiben die Herde zusammen, als wir näherkommen. Die ganze Herde läuft zusammen in einem ziemlich engen Knäul auf dem Schneefeld. Ich hoffe, dass nicht gleich die Panik ausbricht und sich die Tiere bei der Flucht durchs Geröll die Beine brechen, aber so gefährlich wirken wir wohl doch nicht. Die Anführer beschliessen bloß, irgendwann vom Schneefeld ein Stück bergaufwärts zu traben, die halbe Herde kommt mit, die anderen bleiben doch lieber auf dem Schneefeld. Schließlich finden die Anführer es doch besser auf dem Schneefeld und auch der Rest kommt wieder -- alles während wir langsam am Schneefeld vorbeilaufen.Wir machen am See auf dem Fjäll Mittagspause und haben einen exklusiven Blick auf das Bergmassiv, was wir morgen erreichen werden. Bald nach dem Abstieg vom Fjäll treffen wir auf ein Tal, das von Bächen durchzogen ist. Zu allen Seiten sieht man Flussbetten, die während der Schneeschmelze enorme Wassermassen transportieren müssen. Jetzt sind die meisten Zuflüsse jedoch trocken und man kann einfach über die Bäche im Tal rüberspringen oder an einer seichten Stelle mit Stiefeln durchlaufen. Wir finden eine große ebene Wiese und beschließen diesen idealen Zeltplatz zu nutzen, obwohl wir eigentlich noch ein bischen weiterwollten. Aber bei diesem Wetter kann man seine Zeit auch gut mit auf der Wiese in der Sonne liegen verbringen. Die Fauna im Tal besteht hauptsächlich aus ein paar Fischen, die sich ebenfalls sonnen, und "Alarmvögeln" (vermutlich heißen sie in Wirklichkeit Tunturikihu). Diese Tiere sitzen hauptsächlich auf Felsen und schreien laut, um bekannt zu machen, dass wir vorbeikommen. Wenn man auf ein paar Meter herankommt, fliegen sie weg und lassen sich ein Stück weiter auf dem nächsten Felsen nieder. Man kommt sich schon ein bischen wie ein Eindringling vor. Sobald man im Zelt verschwindet ist man jedoch unsichtbar und nicht mehr meldenswert.
Einen Abendspaziergang auf ein nahegelegenes Fjäll machen wir natürlich auch noch -- heute kann man ein Tal mit vielen Sanddünen und einem breiten Fluss sehen.
Den Tag über ist mein Ohr auf doppelte Dicke angeschwollen und ist ziemlich warm, anscheinend haben die Kriebelmückenstiche von gestern erst jetzt die volle Wirkung entfaltet. Laut Harri steht das Ohr auch weit vom Kopf ab und ist sehr rot und kann deshalb vorzüglich als Leuchtsignal benutzt werden. Wer solche Mitreisende hat, braucht keine Feinde mehr ;-)

PS: Liest eigentlich jemand diese Einträge bis zum Ende? Und ist es überhaupt interessant? Ich bin noch nichtmal bei der Hälfte angelangt -- dauert doch immer eine Weile, das Tagebuch zu entziffern und mir fallen dann immer noch tausend andere Sachen ein, die ich kurz aufschreiben muss...

4 Kommentare:

Matthias hat gesagt…

Aber sicher lesen wir das bis zum bitteren (*G*) Ende. Es gibt ja wohl kaum einen besseren Weg zu prokrastinieren... ;)

Ich bin auch fasziniert von der Landschaft, allerding klingen die Mücken-Geschichten gruselig, fast wie in einem der Filme der Alien-Reihe.

Mestari Iso hat gesagt…

Klar lesen wir mit. Auch bis zum Ende. Nur weiter so und bloß nicht abschrecken lassen, wenn niemand kommentiert.

Pinni hat gesagt…

Jaja, begeistert les ich alles und seh die Fotos. Räupchenbedingt ist hier gerade Wanderpause, das ist völlig ok so, aber es ist schön ein bisschen virtuell dabei zu sein.

Imke hat gesagt…

Dann ist ja gut, ich schreibe weiter -- kann allerdings ne Weile dauern... aber es ist ja auch für mich eine schöne Erinnerung -- erstaunlich was das Gehirn so an Einzelheiten herauskramt wenn man 2 bis 3 Seiten A6-Gekrakel pro Tag versucht zu entziffern.

Viel Spaß mit dem Räupchen und beim Prokrastinieren ;-)