Mittwoch, 13. Juni 2007

Helsinki


Nun schon vor zweieinhalb Wochen war ich in Finnlands Hauptstadt. Diese ist zusammen mit den angrenzenden (Vor-)Städten Vantaa und Espoo mehr als halb so groß wie Hamburg ;-) Aber in Finnland wohnen insgesamt ja auch nur 5 Millionen Menschen. Auf jeden Fall ist Helsinki eine würdige Hauptstadt.

Erstmal mussten wir -- meine Mitstreiterin Dorota und ich -- jedoch dort hinkommen. Wir wollten Freitags den Nachtzug nach Helsinki nehmen und dann abends wieder zurückfahren -- das spart Geld, ist aber ziemlich stessig, wie sich herausstellte.
Wir wussten natürlich, dass der Fahrkartenschalter nachts um 12 geschlossen haben würde. Dass aber auch schon abends um halb 6 nicht mehr geöffnet haben würde, hätten wir nicht gedacht... Dafür gab es aber einen Fahrkartenautomaten. Mit dem konnte man natürlich nicht nur auf Finnisch kommunizieren -- sondern auch, wie es das Gesetz bestimmt, auf Schwedisch. Und wer jemals einen solchen Fahrkartenautomaten benutzt hat, hält fortan die DB-Automaten für sehr simpel und übersichtlich. Keine Chance, einfach so die richtige Fahrkarte zu bekommen. Gott sei Dank ist mein Finnisch aber inzwischen so "gut", dass ich mir immerhin auf Finnisch von einer jungen Frau, die behauptete, kein Englisch zu sprechen, auf Finnisch helfen lassen konnte, auf Finnisch zwei Fahrkarten zu kaufen. Ich war sehr stolz auf mich ;-).

Dann konnte es um halb 12 endlich losgehen -- wir spazierten in der Dämmerung zum Zug, um dann in 8 Stunden ca. 600 km von Oulu nach Helsinki geschaukelt zu werden. Ich schaffte es tatsächlich, zwischenzeitlich trotz Kälte, schnarchender Mitreisender und mittelmäßig geeigneter Sitzgelegenheiten einzuschlafen -- um dann nachts um 3 aufzuwachen und Dunkelheit zu sehen. Es war wirklich so dunkel, dass man draußen überhaupt nichts erkennen konnte! Die erste Sensation.

Trotz aller Widrigkeiten recht ausgeschlafen und im strömenden Regen kamen wir in Helsinki an. Der hörte hilfreicherweise dann auch sofort auf und wir konnten gemütlich durch die Stadt bummeln. Helsinki kann man wirklich als Stadt, sogar als Hauptstadt bezeichnen. Trotz der geringen Einwohnerzahl (ein Drittel von Hamburg) ist es doch immerhin die einzige Siedlung in Finnland, die nach deutschen Maßstäben die Bezeichnung "Stadt" tragen dürfte. Alle anderen Ansammlungen von Häusern haben eine zu geringe Bevölkerungsdichte und wären demnach nur "Dörfer"... Ich kann allerdings bis jetzt wenig über finnische Städte im Allgemeinen sagen, schließlich war ich erst in zweien.

Helsinki besitzt riesige Kirchen, Museen, Theater, einem internationalen Hafen und Hafenfähren die zum Nahverkehrsnetz gehören, einer Straßenbahn, vielen Leuten, Parks und überhaupt ;-)
Wir haben uns erstmal nach einem kurzen Blick in den Stadtführer und tausend Tipps von verschiedensten Leuten im Hinterkopf durch die Stadt treiben lassen. Es war Dorotas letztes Wochenende in Finnland und sie hatte wohl den Eindruck, nicht genügend Fotos von Finnland zu haben. So dass sogar ich, die üblicherweise ja eher zu viele Fotos macht, den Satz "Could you take a picture of me?" am Ende des Tages nicht mehr hören konnte... aber ich bin ja ein geduldiger Mensch und mache gerne Fotos ;-)
Zurück zum Stadtbild: Man sieht in der Stadt neben skandinavischen und mitteleuropäischen auch östlichere Wurzeln -- es gibt zum Beispiel eine riesige orthodoxe Kathedrale mit vielen riesigen und sehr goldenen Ikonen im Inneren (die ich nicht fotografiert habe). Die "andere" Kathedrale, die "Domkirche", ist lutherisch. Ihr äußeres Bild steht im krassen Gegensatz zum schlichten Inneren, der Michel in Hamburg, auch eine evangelische Kirche, wirkt dagegen fast barock ;-).

Am Hafen angekommen, entschlossen wir uns ob des schönen Wetters nach "Suomenlinna" ("Finnenschloss"), der Festungsanlage vor Helsinki zu fahren -- natürlich mit der Fähre. Meine erste Fahrt durch eine Schärenlandschaft.
Ich, die eher wegen der Fahrt rausgefahren war, war erstaunt, dass es sich auch gelohnt hat, die Insel anzuschauen.
Suomenlinna wurde von den Schweden als Verteidigung gegen die Russen gebaut -- diese nahmen Finnland dann allerdings kurz darauf trotzdem ein, freuten sich über die moderne Festung und bauten sie weiter aus -- zum Beispiel mit einer Kirche. Und weil die ja sowieso einen Turm braucht, kann man da an einer Landspitze gleich einen Leuchtturm integrieren.
Ansonsten gab es auf der Insel viel Grün, Katakomben und Kasematten. Nebenbei fing es fürchterlich an zu schütten. Trotzdem trafen wir die ersten Mücken des Jahres und einige Eesten (schreibt man die so?). Auf der Insel wohnen übrigens, wie auch auf vielen anderen Inselchen in der Umgebung Leute.
Als wir dann wieder am Festland und bereit zu Drinnenbeschäftigungen waren, hörte es wieder auf zu regen. Wir mussten dringend sitzen, es machten sich der mangelnde Schlaf und die 6 Stunden Herumlaufen doch bemerkbar. Hilfreicherweise gibt es in Helsinki eine Straßenbahn-Ringlinie, die alle 10 Minuten verkehrt und eine kostengünstige Stadtrundfahrt bietet. Zwischendurch haben wir noch eine in den Stein gehauene Felsenkirche und das Sibelius-Monument angeschaut.

Das Nachtleben fand dann leider nicht mehr in Helsinki sondern wieder im Zug statt. Der Pendolino nach Oulu war ausgebucht (Samstags abends?!) deshalb konnten wir dann noch eine Nacht im Zug verbringen -- und hatten noch eine Stunde Zeit das Stadtleben zu genießen. Einfach in den Park setzen, nur zuschauen -- und sich eine Stunde lang nicht langweilen. Nebenbei zog auch ein Junggesellinnenabschied vorbei, der ziemlich genauso auch in Aachen hätte stattfinden können. Ach ja...

Helsinki ist echt schön und ich werd da auf jeden Fall nochmal hinfahren und mir den Rest ein bischen stressfreier anschauen -- hoffentlich bleibt noch nen bischen Zeit. Die Stadt erinnert in manchen Belangen sehr an meine Lieblingsstadt in Deutschland ;-)
Allerdings gibt es hier in Finnland noch soo viel zu sehen... und fast alles ist ohne Auto nur ziemlich schwer zu erreichen. Aber ich schaff das schon. Im August bin ich wieder in Deutschland. Das sind nur noch ca. 1,55 Monate! Apua!

Mittwoch, 6. Juni 2007

Finnische Fauna



Aus gegebenem Anlass heute ein Artikel über die finnsche Fauna.

Quellenangaben: Erfahrung, Wissen aus Wikipedia, www.kaleva.fi sowie Kaffeepausentatsachen. Aber nicht in derReihenfolge.

Ganz so harmlos, wie ich dachte, ist es hier nämlich wohl doch nicht.Auch wenn sich die meisten Tiere in Finnland von Gras, Flechten oder Tannennadeln ernähren gibt es inzwischen (es ist jetzt Sommer!) auch genügend Vertreter von Spezies, die Blut bevorzugen. Da ist natürlich erstmal die allseits bekannte Stechmücke, die sich allerdings im Moment noch ein bischen wie in Zeitlupe bewegt und deshalb nicht soo gefährlich ist, die "Mäkärä" und die "Polttiainen". Aus schierer Unwissenheit werden beide Arten von meinem Lexikon als "Kriebelmücke" ins Deutsche übersetzt. Ich hab bisher noch keine gesehen, wohl aber schon einige Stiche abbekommen... Dem Hörensagen (Kaffeepause) nach ist eine "Mäkärä" klein und schwarz und eine "Poltiainen" noch kleiner und schwärzer.
Hilfreicherweise gibt es zusätzlich auch noch die "Hirvikärpänen", also die Elchfliege, welche im Deutschen aber "Hirschlausfliege" genannt wird. Auch wenn mir erklärt wurde (Kaffeepausen sind so lehrreich), dass mich diese Tiere nur befallen, wenn sie mich für einen Elch halten, aber Wikipedia behauptet da anderes. Dieses Tier ist ziemlich platt und kann sich unter die Haut graben... besser nicht drüber nachdenken. Weitere interessante Features: Wirft die Flügel ab, sobald sie auf dem "Wirt" angekommen ist und legt keine Eier, sondern lebendige Larven!
Das Gespräch über diese Tiere endete damit, dass ein recht redseliger Finne von einem blutsaugenden Schmetterling berichtete, der in Russland heimisch ist und inzwischen einen (1) Finnen gebissen hat. Damit war dann die Kaffeepause auch Gott sei Dank zuende.
Zumindest dienen die ersten drei beschriebenen Tierarten auch als Futter für die reichlich vorhandenen Schwalben.

Darüberhinaus wurde in den letzten zwei Tagen in der hiesigen Tageszeitung folgendes berichtet (keine Links, die sind schon nicht mehr auf der Seite -- ihr müsst mir also glauben):
1.) Die Polizei konnte Krähen gerade noch daran hindern, Menschen anzugreifen (?). Soweit hatte ich den Artikel gelesen (in Finnisch) und dann beim Mittagessen lieber mal nachgefragt -- und es wurde mir bestätigt, dass hier Krähenschwärme ab und zu auf Leute herabstoßen und auf sie einpicken. Gott sei Dank ist dann die Polizei zur Stelle...
Immerhin hab ich dadurch ein neues Wort gelernt: varishäirikkö -- Krähenstörenfried.

2.) Zwei (!) Elche wurden gestern in meinem Stadtteil gesehen (und wohl auch erschossen). Es ist wohl nicht besonders ungewöhnlich, Elche in Oulu zu sehen, auf jeden Fall wurden bei der Arbeit wild Straßen aus dem Stadtplan herausgesucht, wo Personen schonmal Elche gesehen haben. Wie man auf dem Bild links sieht, sind diese Tiere in der Stadt nicht besonders glücklich.
Es soll auch jemand beinah einen Fahrradunfall mit einem Elch, der frühmorgens aus einem der Fahrradunterführungen kam, gehabt haben -- man mahnte mich auf jeden Fall, bei meiner Fahrt zur Arbeit vorsichtig zu sein und nach Elchen Ausschau zu halten ;-)

Ich will endlich einen Elch sehen! Eine zusätzliche Motivation, immer mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Der Vollständigkeit halber: Ausnahmsweise sind die Bilder in diesem Eintrag nicht von mir sondern das erste aus der finnischen Wikipedia und das zweite von der Seite www.oulu.fi.