Mittwoch, 29. September 2010

Wanderung 2010, Tag 1

11.6.: In die Wildnis

Diesmal geht es in den Nordosten von Finnland. Von der alten Grenzstation Kemihaara wollen wir nach Saariselkä laufen.

Das Team ist das selbe wie immer, sprich Harri und ich. Neu dabei ist lediglich Harris Kamera, weswege ich diesmal ab und zu auf Bildern zu sehen sein werde und wir einige hundert Fotos von der Reise haben. Ich hatte nicht gewusst, dass es so aufwendig ist, Fotos zu sortieren...

Erstmal müssen wir nach Kemihaara kommen. Das ist garnicht so einfach: Wir müssen früh genug aufwachen um den Zug um kurz nach 5 zu bekommen. Damit fährt man bis Kemijärvi. Von da aus gehts weiter mit dem Bus Richtung Nordosten. Im Bus ruft Harri das Posttaxi an, das uns daraufhin irgendwo auf einem Dorf vom Bus abholt. Von da an ist die Reise entspannter, denn wir waren uns nicht so sicher, ob wir so ein Taxi überhaupt bekommen würden, denn man kann nicht vorbuchen. Die Reise geht ab Martinniemi sogar sehr entspannt weiter, denn das Posttaxi verteilt auf dem Weg nach Kemihaara die Post. An diesem Tag gibt es eine Werbebeilage, weswegen wir auch wirklich an jedem Briefkasten anhalten. Die Ankunft des Postautos ist anscheinend für viele Leute der Höhepunkt des Tages und wird freudig begrüsst.

Die Gegend durch die wir fahren ist etwas trostlos, Harri erzählt dass hier seit ungefähr dreissig Jahren der dritte lappische Stausee geplant ist. Dieser See würde die ganze Gegend überfluten, und deswegen wird hier kaum etwas repariert oder sonstwie investiert – es könnte schliesslich nächstes Jahr sowieso unter Wasser sein. An der Strasse stehen ab und zu Pfähle die die Ufer des hypothetischen Stausees markieren. Ausserdem gibt es hier noch den Korvatunturi, da lebt bekanntlich der Weihnachtsmann. Das haben sich finnische Eltern schlau ausgedacht, denn der Korvatunturi liegt in der Grenzzone zu Russland und deswegen kann man da nicht einfach so nachschauen ob es den Weihnachtsmann tatsächlich gibt. Dieses Fjäll ist trotz seiner Unerreichbareit allgegenwärtig. Alle möglichen Läden und sogar eine Schule an der wir vorbeikommen heisst ”Korvatunturin ala-aste”.


Wir sind nicht die einzigen, die an diesem Tag nach Kemihaara wollen, zwei Männer aus Südfinnland fahren mit uns im Taxi. Lustigerweise hat der eine wohl sehr viel Erfahrung und recht wenig Gepäck, während der andere zum ersten Mal unterwegs ist und einen riesigen Rucksack schleppt. Glücklicherweise hat der Taxifahrer irgendwann keine Zeit mehr und deshalb fahren wir kurz bei ihm zu hause vorbei und stellen die restliche Post ab, so dass seine Frau sie später austeilen kann. Der Rest der Strecke geht dann deutlich schneller voran und so sind wir schon kurz vor drei in Kemihaara – wir haben also weniger als 10 Stunden für die rund 450 Kilometer gebraucht.

Die Grenzstation Kemihaara wird wohl inzwischen touristisch genutzt. Als wir vorbeikommen und die Post mitbringen ist jedoch alles leergefegt bis auf drei Hunde, von denen einer uns am liebsten begleiten würde.


Erstmal geht es auf einem Quadpfad durch den Wald nach Norden, so ziemlich an der finnischen Grenze entlang. Wir kommen durch verschiedene Waldarten, von dichtem Nadelwald bis zum sumpfigen lichten Espenwald. Obwohl es garnicht so einfach ist, den Pfad zu verlieren schaffen wir es einmal.



In dieser Gegend ist es etwas schwierig, einen Zeltplatz zu finden. Meistens ist es sumpfig oder steinig oder hügelig oder alles drei zusammen. Schliesslich finden wir aber doch einen, nur leider fliesst das kleine Rinnsal in der Nähe wenig bis nicht genug um als Trinkwasserquelle herzuhalten. Also macht sich Harri mit leerem Rucksack und ”eräsäkki” (Einer Art sehr grosser fester Plastiktüte) auf den Weg während ich das Camp aufbaue.

Als ich damit fertig bin erkunde ich ein bischen die Gegend und sitze gemütlich in der Sonne. Als ich anfange mir ernsthaft zu überlegen, ob ich Harri suchen gehen soll, kommt er glücklicherweise wieder. So langsam verschwindet die Sonne hinter den Bäumen und taucht kurz darauf wieder auf – ein Zeichen dafür, dass Schlafenszeit ist.

Mittwoch, 15. September 2010

Lebenszeichen

Es gibt mich noch!

Ein Anzeichen von Finnisierung ist vermutlich, dass man denkt im Sommer unmöglich Blog schreiben zu können. Schliesslich ist der Sommer kurz und es ist die ganze Zeit hell um was zu unternehmen, im Garten herumzuwurschteln oder das Haus zu reparieren.

So langsam wird es aber wieder dunkel und das Wetter im Allgemeinen lässt Blogschreiben wieder zu und ich habe sogar wieder Lust dazu (ich hoffe das bleibt so...). Ich glaube ich hab im Sommer genug erlebt um damit bis Weihnachten das Blog zu füllen.

Der Sommer in Stichpunkten: Lapplandwanderung, grosse Hausparty, Elternbesuch mit hohem Hausbastelanteil, Motorradtour nach Nordnorwegen mit Zwischenstopps im mökki, Baden in der Ostsee, Grillen, Inlineskaten, Frisbeegolf...

Ansonsten muss ich gestehen, dass ich mich so an das Leben hier gewöhnt habe, dass vieles selbstverständlich ist und ich garnicht auf die Idee komme, etwas dazu zu schreiben. Erst wenn Besuch kommt oder ich selbst mal wieder in einem anderen Land bin fällt mir wieder auf, wie viele interessante Unterschiede es zwischen "Eurooppa" (das sagt Jyrkis Vater immer, wenn er mitteleuropäische Länder meint, im Gegensatz zu Finnland) und Finnland doch gibt. Ich verspreche aber, die Augen und das Hirn offen zu halten und auch mal wieder mehr über finnisches Alltagsleben zu schreiben.

Bis dann, ich bin erstmal Fotos sortieren...