Montag, 17. August 2009

Käsivarsi 2009, Tag1

27.7.2009 Peera bis zur Hochlandgrenze

Auch von Oulu aus dauert es noch eine ganze Weile, bis man richtig im Norden ist, in diesem Fall im "Arm" von Finnland. Aber man kann gemütlich morgens in den Bus steigen und abends wieder aus. Die Anschlüsse sind von Oulu aus wirklich gut, und man muss beim Umsteigen in Rovaniemi noch nichtmal sein Gepäck selbst in den nächsten Bus packen, wenn man dem Busfahrer vorher erzählt wo man hinmöchte. Das erhöht allerdings etwas die Spannung, ob der Rucksack denn auch wirklich und heile mitgekommen ist.
In Peera angekommen versperrt erstmal ein Hubschrauber den Busparkplatz, weswegen der Bus für uns einfach ein Stück weiter an der Straße stehen bleibt. Zwei Sekunden nachdem Harri sage, "Hier gibts ja erstaunlich wenig Mücken", schwirrte der erste Schwarm heran. Als erstes wanderten wir mal nach Schweden, das dauerte circa zehn Minuten über einen Sandweg und eine schmale Fußgängerbrücke. Auf der schwedischen Seite fanden wir ein kleines Dorf und mindestens zehn Autos, die anscheinend nur dazu benutzt werden, die paar Kilometer Sandstraße zu fahren, die es dort gibt. Ausserdem gab es eine Menge Wohnanhänger mit angebauter Hütte, das scheint gerade norwegische Mode zu sein.
Über einen kleinen Pfad entfernten wir uns langsam aus der Zivilisation und in die Fjälls. Der Weg dorthin führte jedoch erstmal durch abwechselnd sumpfiges und sandiges Tiefland. Der Plan war eigentlich, diesen Abend nur ein paar Kilometer zu wandern und dann einen Zeltplatz zu suchen, doch sämtliche Zeltplätze (und davon gab es Unmengen) waren schon von Mücken belegt. Sobald man anhielt war man von ihnen umringt, solange man sich bewegte war es einigermaßen erträglich. Nicht mal auf einigen sandigen Anhöhen die wir erkletterten wehte genug Wind um uns die Viecher vom Hals zu halten. Pausen gab es deswegen auch nicht so viele. Dabei war die "räkkiaika", die Hauptzeit der Mückenschwärme, doch schon vorbei, ich will mir nicht vorstellen, wie es Anfang Juli dort aussieht. Nach ein paar Kilometern treffen wir ein Quad mit Anhänger, dass andauernd im Schlamm steckenbleibt. Auch recht viele Antriebsketten von Schneemobilen sind zu sehen, im Winter scheint hier einiges los zu sein. Immerhin finden wir keine der sonst auf Schneemobilrouten allgegenwärtigen Bierdosen.
Weiter gehts in Richtung Hochland, auf dass dort vielleicht ein bischen mehr Wind weht. Doch meine private Mückenherde folgt mir brav auch den Berg hinauf, auch als der Wind auf 0,1 m/s ansteigt. Schließlich erbarmt sich der Wind ein bischen weiter oben doch und nach einer Weile finden wir auch einen Bach, der zwar hauptsächlich vom nebenliegenden Schneefeld gespeist wird, aber immerhin. Wir haben inzwischen 15 km zurückgelegt und es ist halb elf. Von unserem Zeltplatz aus sieht man schon unser Ziel, Kilpisjärvi. "Turhakävely", also ungefähr "unsinniges Laufen", nennt Harri unsere Reise, als wir zehn Tage später endlich dort ankommen -- man hätte schließlich auch direkt auf der Straße noch am gleichen Abend die knapp zwanzig Kilometer dorthin erledigen können. Auch die "Hauptattraktionsberge", die wir in ein paar Tagen bewandern werden, sind schon gut zu sehen.
Wie auch noch später auf unserer Reise denke ich darüber nach, ob man nicht mit den Unmengen Mücken und Krähenbeeren die es hier gibt, irgendwas anfangen könnte, es gibt sie wirklich im Überfluss. Ausser Mücken haben wir noch ein Schneehuhn gesehen, Wölfe und Bären lassen auf sich warten.
Schlafenszeit ist 1:30 Uhr, die Mücken prasseln beruhigend wie Regen aufs Zelt.