Donnerstag, 24. April 2008

Deutschsprachige Bücher

... bekommen einen ganz anderen Stellenwert wenn man auswandert. Lesen ist mir ein Grundbedürfnis und bei meinen Eltern zu Hause gab es immer genug Bücher (Flohmarkt und Bücherhalle sei Dank). In meinem Studentenzimmer in Aachen konnte ich nur einen Bruchteil meiner Bücher unterbringen, aber hilfreicherweise war die Aachener Hauptbibliothek nur fünf Gehminuten entfernt. Da gab es fast alles -- ich kaufte mir nur besondere Bücher, also die, die ich mehrmals lesen wollte oder die aus irgend einem anderen Grund dringend in meinem Besitz sein mussten.

Und nun ziehe ich in die Einöde :-). Die öffentliche Bibliothek in Oulu ist mindestens so groß wie in Aachen und es gibt auch zwei Regalreihen deutsche Bücher, aber das Angebot ist schon beschränkt. Jetzt beim Packen bekomme ich gerade Torschlusspanik... was, wenn ich nicht genügend Bücher in Finnland habe? Es dauert auf jeden Fall länger mir welche zu besorgen als in Deutschland, vorher anschauen kann ich sie auch nicht und es ist teurer.

Ein anderer Aspekt ist, dass ich dann meine Bücher quasi allein lese. Man liest seine Bücher ja eh alleine, aber über Bücher zu reden und sie mal zu verleihen ist dann wohl schwieriger. Naja, mal sehen wie es so wird... wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich welche... Gott sei Dank hab ich noch den Rest von meinem Bücherstipendium. Wenn ich das ausgebe ist vermutlich eher die Frage, wie ich die ganzen Bücher in nur einem Passat Kombi nach Oulu bekomme :-)

Montag, 21. April 2008

Die Sprache der Eingeborenen [3]

Ein sehr wichtiges Element der finnischen Sprache sind die Schimpfwörter.

Mit diesen kam ich schon recht früh durch eine Liste auf dem Kaffeetisch bei der Arbeit in Berührung. Diese Liste beinhaltete "finnische Sprichwörter. Jemand hatte sie aus dem Internet ausgedruckt (vielleicht von hier) und ab und zu schrieb jemand noch etwas Passendes dazu.

Die Liste begann mit "Ajaa kuin pulloperse sika." Schon mal ein guter Anfang, jedoch war kaum jemand dazu zu bringen, mir die wirklich interessanten Wörter zu übersetzen...
Es hat allerdings nichts genutzt, inzwischen habe ich trotzdem auch in dieser Hinsicht ein recht umfangreiches Vokabular.

Um jedoch allen anderen Finnischlernern zur Seite zu stehen, hier der ultimative Sprachkurs (auch hilfreich für alle, die schlechten finnischen Humor studieren wollen):


Und nicht zu vergessen, der fluchende Igel:Sehr populär in Finnland und auch meine Schwester fand ihn gut (ich habe einen Button importiert). Warum ist mir noch nicht ganz klar, aber einige finde ich auch lustig...

Dienstag, 15. April 2008

Umziehen heißt aussortieren...

Die Aufenthaltsgenehmigung meines armen Schlagzeugs bei meinen Eltern läuft ab, und nach Finnland kann es auch nicht mitkommen (also ja, es passt ins Auto, aber dann kann nicht mehr viel anderes mit). Also wird es morgen (oder so) einen neuen Besitzer bei Eb.ay suchen -- und mir wird ein bischen komisch, besonders als ich mich beim Fotografieren dann doch nochmal dransetzen musste... immerhin ergab das lustige Fotos (und war erstaunlich laut). Aber die Becken dürfen hier bleiben und sind der Grundstock fürs nächste Schlagzeug irgendwann... Oder sucht jemand ein Schlagzeug?

Sonntag, 13. April 2008

Nennt mich einfach Dipl. Ing ;-)

Geschafft!

Der Vortrag war letztendlich sogar recht entspannt (obwohl ich durch Auslassungen von Grundlagen und Erhöhen der Geschwindigkeit die Länge des Vortrags von 45 auf 35 Minuten drücken konnte). Am Ende ging im Fragenteil mit meinem (finnischen) Professor und seinem Assi auch darum, wieviele meiner Chips man bräuchte, um eine Sauna zu bauen und um schwedisch/finnische Rivalitäten (resultierend aus der Frage, warum die Nyquistfrequenz nach Nyquist heisst, und ob Finnen stolz darauf sein sollten ;-) )

Und schliesslich habe ich sogar noch nen Hut (geliehen) bekommen ;-) Alle die noch nicht wussten wie ein Diplinghut aussieht, seht her. Allerdings finde ich den von Karen immer noch besser. Aber sowas dauert mir im Moment zu lange...

Sonntag, 6. April 2008

Schneewörter einmotten

Jetzt wo der Schnee im Garten schon teilweise den Blick auf gelbgraues Gras freigibt, ist eine gute Gelegenheit, im Kopf aufzuräumen und die Schneewörter einzupacken -- für nächstes Jahr ;-).

Ein Freund sagte neulich, im Finnischen gäbe es nur ein Wort für Schnee -- alle anderen würden etwas anderes bedeuten. Zumindest aber gibt es recht viele Wörter, die mit Schnee zu tun haben und vermutlich als "Schnee" ins Deutsche übersetzt werden würden:

Lumi -- Schnee
Räntää -- Schneeregen
Loska -- nasser Schnee auf dem Boden
Hanki -- Schnee, der geschmolzen und dann wieder gefroren ist -- Firn also quasi ;-)
Umpihanki -- unberührter Schnee (auch "ungefirnt")
Kinos -- Schneehaufen/Schneewehe
Nuoskalumi -- "Schneemannschnee"
Tykkylumi -- Schnee, der an Bäumen festklebt
Pyry -- Schneesturm

So, jetzt kann ich sie erstmal vergessen und im nächsten Herbst hier wieder abholen ;-)

Freitag, 4. April 2008

Frühling, Stufe 2

Die Stufe 2 des Frühlings tritt dann ein, wenn der Schnee auf Straßen und Wegen geschmolzen ist. Dann kommt die Staubzeit -- gerne kombiniert mit der Sturmzeit. Anscheinend lagert sich im Schnee alles mögliche ein und wird jetzt wieder frei. Von den Tonnen Split mal abgesehen, die auf den Gehwegen gestreut sind. Der Split wird übrigens bald wieder eingesammelt und dann nächstes Jahr wieder benutzt -- sagen meine Arbeitskollegen (ich glaube ihnen mal).
Ansonsten scheint allerdings gelegentlich die Sonne und man kann den Frühling schon riechen und hören. Am Dienstag hab ich sogar schon vier Gänse gesehen.
Trotzdem freue ich mich sehr auf den hamburger Frühling (Nieselregen, Schmuddelwetter... hoffentlich nicht) -- denn bis hier in Oulu irgendwas grünt oder gar blüht dauert es bestimmt noch, bis ich wiederkomme.

Mittwoch, 2. April 2008

Die Sprache der Eingeborenen [2]

Die Finnen haben eine andere Einstellung zu ihrer Sprache als die Deutschen: Sie erwarten nicht, dass Ausländer sie sprechen können, bieten aber ne Menge Möglichkeiten an, sie zu lernen. Ich glaube, das ist in Deutschland umgekehrt...
In der Tat ist Finnisch nicht besonders verwandt mit den Mitteleuropäischen Sprachen, sondern mit Ungarisch und Estnisch -- für Mitteleuropäer sind viele Wörter und die Grammatik etwas ungewöhnlich. Innerhalb Nokias soll es angeblich als "zusätzliche Sicherungsmaßnahme" angesehen werden, dass ein Großteil des Emailverkehrs in Finnisch abläuft -- also für die meisten Erdenbürger unverständlich (und natürlich auch keinesfalls dechiffrierbar) ist.
Nachdem ich inzwischen einigermaßen Finnisch verstehe, reagieren manche Leute darauf folgendermaßen (halb im Spaß, aber vollkommen erstaunt): "Was, du kannst mich verstehen, wenn ich Finnisch rede? Dann muss ich ja jetzt aufpassen, was ich sage..." ;-)
Als ich gerade nach Finnland gekommen war, sagte ein Kollege vollen Ernstes: "Ich würde nur dann anfangen Finnisch zu lernen, wenn ich plante, sehr lange oder sogar für immer in Finnland zu bleiben."

Ich weiß diese Haltung noch nicht zu interpretieren -- warum ist das so?

Dienstag, 1. April 2008

Die Sprache der Eingeborenen [1]

Eine neue Artikelreihe. Bisher wagte ich nicht, meine Begegnungen mit der finnischen Sprache näher zu beschreiben, aber jetzt stell ich mich der Herausforderung. Wenn das niemanden interessiert, kann ich ja wieder aufhören.

Hier also Teil 1: Warum Finnisch lernen?

In Deutschland erzählten mir alle, warum es sich nicht lohne, Finnisch zu lernen:
1. Die Finnen können sowieso alle Englisch.
2. Es redet eh keiner mit dir.
3. Finnisch kann man garnicht lernen.
Zumindest die ersten beiden stimmen nicht! Ersteres vielleicht in Helsinki, aber in Oulu ist es sicherlich nicht so.

Zunächst lernte ich Finnisch hauptsächlich, um meine wissenschaftliche Neugier zu befriedigen, dann gab es zwei einschneidende Erlebnisse:

1. Imke lernt skifahren, indem sie sich Skier und Stöcke kauft, sich bei den auf der Arbeit befindlichen Experten ein paar Ratschläge holt und dann zur Loipe geht und losfährt. Soweit man von fahren sprechen kann.
Am "Berg" (Hügel, der gleichzeitig Trennwall zur Autobahn ist), wurde es dann recht schwierig. Vorurteil 2 wurde wiederlegt, als mich ein freundlicher Herr ansprach, um mir zu helfen. Leider kurz darauf auch Vorurteil 1. So bleib als Kommunikationsgrundlage nur meine geschätzten 20 finnischen Wörter, ein bischen Zeigen und Lächeln. Schade.

2. Kurz danach, als ich meine Skikünste schon mit mehreren Ausfahrten gefestigt hatte, meinte ich, auf Skiern von der Arbeit nach Hause fahren zu müssen. Ich hatte mir die Strecke auf der Loipenkarte herausgesucht, es schien kein Problem zu sein (ok, bis darauf, dass Menschen später schätzten, dass es so ca. 18 km waren und es über den Oulujoki, den grössten Fluss hier, ging...). Die Schwierigkeit war allerdings, den Anfang der Loipe zu finden. Nachdem ich mit meinen Skiern im Arm losgestiefelt war, fiel mir bald auf, dass ich mich verlaufen hatte. Also: den nächsten verfügbaren Menschen fragen. "Missä on hiihtolatu?" ist ja nicht so schwierig. Und auch die Antwort, hatte ich richtig verstanden -- bloß falsch interpretiert. Also nächstes traf ich einen Jungen mit seinem Schläger und Eishockeytor (in Finnland spielen die kleinen Kinder nicht dauernd Fußball...) -- der konnte Finnisch, aber leider nicht meine Abart davon ;-) Ein langgezogenes "Mitäääää?" war die einzige mögliche Kommunikationsform. Kurz darauf war auch eine Frau mittleren Alters mit meinem Gesuch überfordert. Nach Hause kam ich allerdings trotzdem.

Generell ist es allerdings schon so, dass man mit Englisch überlebt. Es ist halt nur langweiliger und schwieriger. Für einen so neugierigen Menschen wie mich geradezu unerträglich ;-)
Im Ernst, wenn man bei der Arbeit den gesamten Smalltalk (finnischer Smalltalk...) nicht mitbekommt, oder auf sämtlichen Parties darauf angewiesen ist, dass jemand mit einem Englisch spricht, ist das nicht sehr lustig.
Fernsehen besteht viel aus amerikanischem und britischem Material -- also kein Problem. Wer wiederum mal die Nachrichten sehen will, kommt um Finnisch dann doch nicht mehr herum. Theater etc. -- unmöglich.
Im Ausland ist finnisch tatsächlich die unnötigste Sprache, die ich jemals gelernt habe. Selbst Russisch ist wesentlich hilfreicher (man kann die Leute verstehen, die in der U-Bahn nach Farmsen fahren).


NACHTRAG: Ich vergaß zu erwähnen, dass Finnisch auch die lustigste Sprache ist, die ich kenne ;-)

frei!

Gestern kam der große Moment: Ich habe meine Diplomarbeit (virtuell) nach Deutschland zu meinem Professor geschickt!
Nachdem die letzten Wochen recht arbeitssam waren, jetzt also erstmal ein bischen Freizeit. Naja, ich muss noch meine Präsentation vorbereiten und halten -- aber sonst... (heute hab ich irgendwie noch nicht soo viel geschafft).
Seit heute kann ich offiziell vertragsgemäß auch "real work" verrichten, nur dass ich in kein Projekt wirklich eingeteilt werden kann, weil ich nächste Woche erstmal wieder nach Deutschland fahre. Fünf Wochen gefüllt mit Unikram, Urlaub und Umzug. Und dann bin ich erwachsen. Oder so.

Hoffentlich klappt alles, besonders meine Diplomprüfung...