Freitag, 28. September 2007

... und kalt

Heute morgen war die Welt berauhreift und das Wasser in den Pfützen gefroren... Es ist noch nichtmal Oktober!

Mangels Auto und Fahrer (der sich geweigert hat, bei diesen Nachttemperaturen ausserhalb seines eigenen Hauses zu übernachten (Weichei.... und das will ein Finne sein...)) werden Kaarina und ich wohl nicht auf dem "Karhunkierros" wandern, aber irgendwas wo man im Wald rumlaufen und Würstchen grillen kann wird sich auch in Fahrradnähe schon finden ;-)
Die Transportmöglichkeiten zum Karhunkierros sind leider am Wochenende völlig aufs Auto beschränkt, Busse fahren nur in der Woche und das auch nur einmal am Tag (ganz früh morgens), von Zugverbindungen garnicht zu reden. Allerdings gibt es wohl ein Flugverbindung über Helsinki -- das ist Nordfinnland...

Mittwoch, 26. September 2007

Es wird dunkel

Die Tagundnachtgleiche ist überschritten und es wird besorgniserregend schnell früher dunkel. Gestern abend als ich aus der Innenstadt nach Hause fuhr, habe ich zum ersten mal dies gesehen:Fontänen am Staudamm (da wo ich vor ein paar Wochen auf der gleichen Fahrt das Foto mit dem Regenbogen (siehe unten) gemacht habe). Nicht nur das sie beleuchtet sind, nein, sie vollführen auch eine Choreographie, werden grösser und kleiner, heller und dunkler oder werden mit verschiedenfarbigem Licht angestrahlt. Besonders mit Vollmond sehr stimmungsvoll. Leider wohl nicht winterfest.
Das Foto hab ich übrigens mit meiner Handykamera gemacht... meine "normale" war natürlich mal wieder nicht dabei, ebensowenig wie das nötige Stativ...

Dienstag, 25. September 2007

Spargelkohl (Finnisches Essen [3])

Heute gibts in der Kantine unter anderem "Parsakaalikuorrutteinen kalapala, choronkastike(KUR), kermaiset tilliperunat(VL,G)".

Ich musste nachschauen was denn wohl "parsakaali" ist und das Nokia-Wörterbuch spuckte folgendes aus:
"parsa"= Spargel
"kaali" = Kohl (ok, das ist einfach)
"parsakaali" = Spargelkohl, Brokkoli

Kennt ihr irgendjemanden, der Brokkoli "Spargelkohl" nennt? Wikipedia kennt das Wort allerdings. Wieder was über die deutsche Sprache gelernt ;-).

Ach ja, und das ist das vollständige Gericht:
Brokkoliüberbackene Fischstücke (das ist echter Fisch), Sauce Choron (bekannt aus Aachens Mensa) und Sahne-Dill-Kartoffeln.

Freitag, 21. September 2007

Von Enten, Rentieren, Wetter und Büchern

Ein paar meiner wenigen Urlaubstage verbrachte ich hoch oben im Norden in Lappland. Fotos davon gibts neuerdings hier. Besonderes Augenmerk ist hier auf die zwei meistvertretenen Tierarten gerichtet: Enten und Rentiere halt ;-)

Ausserdem waren wir auf dem höchsten Berg der gesamten Region, der sich im Naturschutzgebiet Pallastunturi (etwas 800m) befindet. Die Mitternachtssonne hab ich übrigens auch in diesem Urlaub nicht gesehen, es war nämlich nachts zumindest im Norden immer bewölkt... und ab heute gibt es noch nicht mal mehr am Nordpol Mitternachtssonne... ich habs also endgültig verpasst. Schade.

Meine Mitarbeiter tun ihr bestes, mich mit Gesprächen wie dem folgenden aufzuheitern:
Kollege 1: "Na, wie gefällt dir das Wetter denn heute?" [Es regnet in Strömen]
ich: "Naja, immerhin ist es nicht zu trocken..."
Kollege 2: "... und auch nicht zu warm..."
Kollege 3: "... das bleibt so, es wird bloss viel dunkler. Wart mal nen Monat"
Das nennt man Teamarbeit. Gott sei Dank sind Finnen echte Wetterpessimisten, es kann sich also noch zum Guten wenden.

Für das regnerische Wochenende, was sich gerade ankündet, habe ich auf jeden Fall in der Bibliothek genügend Bücher gefunden (Harry Potter 6, Kapteeni Sinikarhun 13 1/2 elämää (na, was ist das auf Deutsch?), ein paar etwas kürzere finnische Kinderbücher etc.).
Diese Bibliothek ist ein echtes Phänomen. Die Stadt Oulu ist halb so gross wie Aachen, hat aber eine Stadtbücherei, die drei Etagen umfasst, inklusive einer grossen Fremdsprachenabteilung und einer Musikbibliothek. Wie ich gestern auf der Suche nach Harry Potter herausgefunden habe gibt es sogar eine recht grosse Auswahl an fremdsprachigen Kinderbüchern. Als ich das staunend abends berichtete und mit deutschen Bibliotheken verglich, fragte man mich: "Und was lesen dann ausländische Kinder in Deutschland?" Ja, interessante Frage.
Und man zahlt überhaupt nichts für die Benutzung der Bibliothek. Nahezu Paradiesisch. Jetzt kann der Winter kommen.

Dienstag, 18. September 2007

Finnisches Essen [2]: Puuro


Puuro ist Getreidebrei. Den kann man (auch als Erwachsener) zum Frühstück essen, mit Beeren, Beeren"soppa" oder völlig unfinnisch und eher ungesund mit Bananen und Kakaopulver (Eigenkreation).
In den Supermärkten gibt es ein ganzes (langes) Regal mit verschiedenen Breisorten -- meine Mitbewohnerin besitzt auch so einige: für normale Tage, Sonntage, zum lang oder kurz kochen etc.

Finnen glauben, dass dieses Essen äusserst gesund ist, fest steht zumindest, dass es schön warm und schnell zuzubereiten ist.

Das wollte ich schon immer mal schreiben ;-)

Mittwoch, 12. September 2007

Rückblick: Juhannus


In diesem kalten und regnerischen Herbst sei mir ein kurzer Rückblick auf die Zeit gestattet, in der die Sonne nie aufhörte zu scheinen und ein langer Sommer vor mir lag: Juhannus, das Mittsommerfest.

Statt fand selbiges am Wochenende nach dem 21.6. Juhannus ist vielleicht der höchste Feiertag in Finnland. Ein Wochenende inklusive Freitag wird gefeiert -- es gibt viel gutes Essen und das Ziel ist es, die Zeit in einer kleinen Hütte mit Verwandten oder Freunden an einem einsamen See beim Fischen, Reden oder in der Sauna zu verbringen. Traditionell verbringt man Juhannus auf keinen Fall in der Stadt, was vor allem im Süden von Finnland zu echten Staus führt.

Kaarina und ich hatten uns die stressfreie Variante für Juhannus ausgesucht: Wir waren mal wieder in Tornio. Mit viel gutem Essen (ich weiss jetzt, wie man Lachs räuchert und Pulla backt...), viel Draussensein, Wald"spaziergängen" (sehr schön, aber die Insektendichte war schon immens, weswegen das Gehtempo teilweise recht hoch war), einer Wanderung auf einen Berg (242 m über NN kann sehr nah an der Baumgrenze sein), mittelalterlichen Holzkirchen und natürlich Sauna.

Sogar das Wetter spielte mit, sonnig und ca. 28 Grad. Meinen Versuch, die Mitternachtssonne zu sehen war vergeblich, die Sonne verschwand um ca. 0:20 hinter der Baumlinie und war danach unsichtbar.

Die nicht so schöne Seite an Juhannus ist, dass üblicherweise einige Leute eines unnatürlichen Todes sterben. Das liegt unter anderem daran, dass man an Juhannus unbedingt mit dem Boot fahren muss, es aber gleichzeitig unumgänglich ist, viel zu trinken (zumindest für den typischen finnischen Mann vom Teenageralter an). Der stereotype Finne trinkt also, fährt mit dem Boot auf seine Insel und da er viel getrunken hat, verspührt er ein dringendes Bedürfnis. Er muss also aufstehen und da er etwas wackelig auf den Beinen ist, landet er häufiger mal im Wasser und beim Wiederinsbootklettern ist die Trunkenheit dann wieder etwas hinderlich. Im Sommer gibts deswegen sogar Werbespots und Plakate. "Älä jätä aivoja narrikaan" heisst auf Deutsch ungefähr "Lasst eure Gehirne nicht an der Gardrobe hängen."

Meine etwas zynisch veranlagten Arbeitskollegen veranstalten deshalb jedes Jahr eine Wette, wieviele Finnen am Juhannuswochenende ertrinken. Diesmal waren es "nur" 5. Insgesamt kamen 13 Leute zu Tode. Einige in Verkehrsunfällen, 4 kamen auf die gute Idee in ihrem geschlossenen Zelt zu grillen, einige in der Sauna und einige durch Schusswechsel.

Aber genug davon, mein Juhannus war auf jeden Fall sehr schön und ich habe wieder ein neues Stück Finnland gesehen. Bilder gibts übrigens schon seit langem hier.

Und jetzt wirds täglich um viele Minuten früher dunkel... aber dafür hab ich im Winter dann wohl viel Zeit, mich um meine Diplomarbeit zu kümmern ;-) Und wenn Schnee liegt ist eh alles wieder gut.

Montag, 10. September 2007

Wieder im Norden...



... und zwar schon seit mehr als einer Woche. Aber zu meiner Entschuldigung kann ich zumindest anführen, dass ich zu Hause kein Internet habe und ausserdem einiges zu Organisieren. Und die restliche Zeit war mit Arbeit und Freizeit gefüllt.

Hier ist es jetzt wirklich Herbst, die Blätter sind bunt und wenn die Sonne scheint ist es schön, es beliebt aber meistens eher nieselig bis stürmisch mit heftigen Gewitterschauern zu sein. Kalt ist es auch ziemlich (morgens gerne 5 Grad). Am Samstag war ich allerdings bei wunderschönem Wetter wandern. Doch davon später.

Auf jeden Fall geht es mir gut. Die Formalitäten waren ziemlich einfach zu erledigen und mit meinen neuen Kollegen (andere Projektgruppe) komme ich auch gut zurecht. Ich hab am Wochenende sogar, als ich mich breitschlagen lies, am in Finnland obligatorischen Formel-1-Schauen teilzunehmen, einen Haufen netter Finnen kennengelernt.

In diesem Moment fühle ich mich allerdings das erste Mal seit meiner (Wieder-)Ankunft ein bischen ausgeschlossen: Es ist nämlich Kaffeepause und alle müssen sich in Finnisch unterhalten und ich hatte einfach nicht die Energie, ein englisches Gespräch anzufangen. Ich hab zwar ungefähr verstanden, worum es in den verschiedenen Gesprächen ging, aber um die Pointen und Spitzfindigkeit mitzubekommen reichte es dann doch nicht. Aber ich habs mir ja selbst ausgesucht. Und in den ersten Tagen habe ich so viel geredet wie lange nicht mehr und jeder hat ständig mit mir Gespräche angefangen (das ist in Finnland nicht völlig selbstverständlich...)

Morgen wirds besser und ich konnte diese Kaffeepause immerhin nutzen, um endlich mal wieder was zu schreiben. Normalerweise empfinde ich finnische Gespräche auch eher als Herausforderung und nicht als Zumutung...

Ach ja, da ich kein Internet zu Hause habe, bin ich folglich auch nicht über Skype oder ICQ zu erreichen. Aber Emails funktionieren und ich würde mich freuen, mal was von Euch zu hören.

Ach ja, hier noch ein echter finnischer Regenbogen über dem Staudamm am Oulujoki (das ist übrigens fünf Minuten vom Stadtzentrum entfernt, auch wenns nicht so aussieht...). Wie man sieht geht auch die Sonne wieder unter.