Montag, 16. Juli 2007

Finnischer Urlaub

Mal wieder eine Kaffeepausendiskussion:

H.: Hmm... das Wetter war ja nicht so toll am Wochenende. (Da es keinen Smalltalk in Finnland gibt, besonders nicht von H. weiss man, dass jetzt etwas kommt...) Aber ich war sowieso eigentlich das ganze Wochenende mit Kochen beschäftigt.
Ich (pflichtschuldigst): Aus welch seltsamem Grund kochtest du denn so lange? (Das Gespräch fand naturgemäss in Englisch statt, was mir erlaubt, seltsame Worte bei der Ûbersetzung zu verwenden.)
H.: Ich habe ein paar Vorbereitungen für meinen Urlaub getroffen. Also so 5 kg Rindfleisch, 2 kg Truthahn, 5 kg Fisch (usw. usf., grosse Mengen verschiedenen Fleisches) getrocknet und da muss man zumindest jede Stunde mal nachschauen.

Daraufhin entspann sich ein Gespräch zwischen zwei Finnen und mir über H.s Urlaub, der darin besteht zweimal zehn Tage mutterseelenallein durch Finnlands Norden zu wandern und dabei wenn möglich keinerlei Menschen zu treffen. Was natürlich auch ausschliesst, zwischendurch einzukaufen. Das wär nix für mich, mit 30 Kilogramm auf dem Rücken durch die Tundra, ohne Wege, ohne Handynetz, pro Stunde so ca. zwei Kilometer vorwärtskommen...

Interessant war an diesem Gespräch nicht nur, dass Leute so Urlaub machen, sondern auch, dass sich niemand besonders darüber wundert. Der andere Finne am Tisch fragte nur, ob es nicht möglich wäre, zwischendurch Fische zu fangen anstatt das gesamte Essen mitzuschleppen. Und die nächste Frage war dann, ob H. solche Wanderungen auch schonmal im Winter gemacht habe. Woraufhin es darum ging, wie gross das Risiko im Winter in einen Fluss zu fallen oder in einen Schneesturm zu geraten wäre und was man dann machen müsse. Die spinnen, die Finnen! (Irgendwann musste das mal in diesem Blog vorkommen.)

Rentiersuppe

...hab ich heute zum Aufwärmen in der Mikrowelle mit zur Arbeit genommen. Dazu finnisches Brot, Salat aus dem Garten meiner "Adoptivmutter" und Pulla, so eine Art Hefeteigbrötchen. Auf jeden Fall besser als Kantinenfutter.
Und irgendwie dann auch etwas skuril, zumindest exotisch. Unglücklicherweise hab ich das Salz zuhause vergessen.

PS: Das war keiner von den anspruchsvolleren, gut strukturierten Berichten.

Freitag, 13. Juli 2007

... und noch eine Ankündigung

Obwohl ich noch keinen Vertrag unterschrieben habe, wage ich jetzt einfach mal, etwas anzukündigen:

Ich mache höchstvermutlich meine Diplomarbeit in Finnland! *freuundklopfgleichzeitigaufholz*

Wer sich also in letzter Zeit gewundert hat, warum ich denn umziehe, wenn ich doch demnächst (in zwei Wochen) wieder nach Deutschland komme weiss nun also bescheid.

Eine Diplomarbeit angeboten zu bekommen war nicht besonders schwierig, als ich mich dann jedoch für "ja" entschieden hatte, gab es dann doch noch ganz schön viel zu klären.

Zuerst einige (viele) Meetings mit verschiedenen Projektleitern über mein zukünftiges Thema. Und gleichzeitig die Frage "geht das denn überhaupt, rechtlich gesehen?", denn zur gleichen Zeit werden hier gerade Leute entlassen. Dann einige Zeit und mehrere seltsame Ideen verschiedener Chefs später die Antwort von der Rechtsabteilung: "Ja, theoretisch geht das." Unter gewissen Auflagen, die für mich ganz hilfreich sind, weil sie nämlich besagen, dass ich keinerlei andere Projektarbeit machen darf (ich kann mich also auf meine Arbeit konzentrieren) und ich ein befristetes Arbeitsverhältnis bekomme. Was bedeutet, dass ich meine Arbeit in einer gewissen Zeit fertigstellen muss. Und das ist für mich mit meiner Arbeitsweise ganz gut.
Einen Professor zu finden, war kein grosses Problem, unser finnischer RWTH-Professor war "delighted" mich bei meiner Arbeit in seiner Lieblingsfirma zu betreuen.
Währenddessen durfte ich schon mal anfangen, neben der "echten Arbeit" an meinem Thema zu werkeln.
Und schliesslich, ein paar Minuten vor Ferienbeginn in Finnland, hat mein Chef es dann tatsächlich geschafft, ein "Resource Request" für mich zu stellen. Das mussten dann auch nur 7 Leute unterschreiben, von denen zwei Vizechefs der Firma sind... ich bin wichtig ;-).

Und jetzt ist es endlich geschafft (unerwarteterweise weiss ich bescheid, bevor ich nach Deutschland zurückgehe)!
As my manager's manager said: "Now it's up to you."

Ha. Nice. Bunter Herbst und dunkler, schneereicher Winter. Und natürlich der Kommentar von meinem Kollegen: "Good for you. Then you can experience really cold and dark winter days." Und mit kalt meint er so ca. -30 Grad Celsius. Und mit dunkel vermutlich _richtig_ dunkel. Aber wir sind immerhin noch 200 km südlich des Polarkreises, die Sonne wird also immer zumindest ein bischen aufgehen... Ich bin gespannt.

Finnischer Sommer

"Luckily finnish summer is so short..." diese sarkastische Bemerkung habe ich wirklich oft gehört -- zum Beispiel wenn man (normalerweise nicht ich) sich über Temperaturen, Mücken, Regen oder ähnliches beschwert. Und jetzt hab ich das erste Anzeichen für den kommenden Winter entdeckt: Im Wetterbericht werden bald nachts wieder Monde statt Sonnen angezeigt.Der richtige Zeitpunkt um eine Hommage an den finnischen Sommer zu schreiben.

Im Sommer ist Finnland sooo schön. Zum Beispiel das Wetter. Es kann schon mal sein, dass es kräftig regnet, aber das ist dann meistens nachts. Und diese Woche. Naja. Es ist einigermassen warm, aber nicht übertrieben. 28 Grad reicht mir eigentlich auch. Ideales Motorradfahrwetter. Und es ist immer hell. Nachts um halb 1 mit Freunden am Seeufer zu sitzen Bier zu trinken und über alles mögliche zu reden -- oder auch mal garnichts sagen und das ist auch in Ordnung.
Paddeln gehen. Grillen. Morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und dabei hunderte von Eichhörnchen, Hasen (richtige Hasen, keine Kaninchen) und siebzigmillionen Vögel aber höchstes drei Autos treffen.
In Tornio auf der Treppe der Sauna in der Sonne sitzen und von Mücken gestochen werden.
Es ist einfach alles unheimlich grün.

Zum Sommer gehört auch, dass alle (fast alle) Finnen gleichzeitig Urlaub machen. Der fängt spätestens am 1. Juli an und ist zwischen 4 und 6 Wochen lang. Schon Wochen vorher ist Schulferienstimmung ;-) Und wenn man in den Urlaub verschwindet wünscht man "Hyvää Kesää!" (Guten Sommer).
Bei der Arbeit ist es also im Moment recht entspannt. In meiner Gruppe sind wir zwei Leute, die noch arbeiten. Dann gibt es einige Laborleute und "Subcontractors" (wie lautet das deutsche Wort dafür?). Und natürlich läuft die Produktion. Aber trotzdem ist es geradezu gemütlich. In der Kantine bekommt man immer einen Fenster- oder Draussenplatz (je nach Wetter) -- dafür ist das Essen aber deutlich schlechter als sonst.
Weil alle im Urlaub sind fahren die Busse auch nur halb so oft -- und in der Stadt ist nix los, weil die Finnen alle in ihren Sommerhäusern weilen. Fernreisen sind aber zumindest in meinem Umfeld nicht besonders beliebt -- der finnische Sommer ist so kurz, dass man ihn hier geniessen muss. Und Finnen sind Patrioten. Und wenn man Hobbies wie Fischen, "Beeren sammeln" und "Eulen fotografieren" hat (zumindest eins ersten zwei würden vermutlich die meisten Finnen als Hobby ansehen), dann kann man das tatsächlich wahrscheinlich am besten in Finnland machen.

Das Beste ist jedoch: An seinem letzten Arbeitstag hat mir mein Chef Urlaub "geschenkt". Nachdem er in allen vorhergehenden Gesprächen von März bis Mitte Juni darauf beharrte, dass ich meinen Urlaub ausbezahlt bekomme, weil ich nicht lange genug hier arbeite um "normalen" Urlaub zu bekommen, fragte er mich dann kurz vor Juli: "Sag mal, willst du eigentlich wirklich deine Urlaubstage ausbezahlt haben? Der finnische Sommer ist doch soo schön". Ich hab dann mal nicht wiedersprochen. Also habe ich jetzt acht Ferientage, von denen allerdings einer ein Samstag ist. Seltsame Regelung, kann man aber wohl nix machen. Und so werde wohl nächste Woche angenehmeren Tätigkeiten nachgehen als hier im Büro zu sitzen und sich zu fragen, ob es wenn ich frei habe immer noch schönes Wetter ist.

Ach ja, umgezogen sind wir inzwischen auch fast komplett. Und nächste Woche gibts dann hoffentlich verschiedene besser strukturierte Berichte über alles, was ich bis jetzt ausgelassen habe und schon immer mal erzählen wollte. Zum Beispiel über Juhannus (Mittsommer), meine neue Wohnung, neue finnische Freizeitbeschäftigungen... vielleicht sollte ich nicht so viel versprechen.

Montag, 9. Juli 2007

Gibts nicht...

- Kuchengabeln,
- Topfuntersetzer,
- Haustürklingen an Mehrparteienmietshäusern.

1.) Hab ich selbst überhaupt nicht vermisst (in meinem Studentenhaushalt gabs auch noch nie welche) .
2.) Nicht soo wichtig. In Finnland kommen Töpfe nicht auf den Tisch, sondern man nimmt sich das Essen aus den Töpfen vom Herd. Das macht natürlich jeder selbst -- dann kommt man auch nicht in die peinliche Situation bedient zu werden (das ist etwas seltsam hier, vielleicht später mehr dazu).
3.) Irgendwann beim Umziehen fragte ich meine neue Mitbewohnerin (nennen wir sie im folgenden Kaarina) wo denn unsere Klingel sei. An der Wohnungstür natürlich. Die ist aber im zweiten Stock. Und die Aussentür ist ab 6 oder 7 Uhr abends abgeschlossen.
Und was macht man dann? Anrufen natürlich ;-) Wir sind ja in Finnland. Und was, wenn man sein Telefon vergisst (Würde ich natürlich nie machen...) Hmmm... noch nie drüber nachgedacht -- kommt in Finnland eigentlich auch nicht vor... dann muss man wohl laut schreien (in Finnland, wo normale Lautstärke etwas anders definiert ist als in anderen Ländern... natürlich) oder Steinchen werfen ;-) Sehr ausgeklügelt.
Interessanterweise steht unser Haus auch schon deutlich länger als es Mobiltelefone gibt... aber diese Zeit ist in Finnland schon so lange her, dass sich niemand mehr erinnern kann. Glaub ich.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Haha...

Nur mal für die Akten: In Finnland ist es nicht immer kalt! -- Aber in Aachen regnet es immer :-P

Montag, 2. Juli 2007

Finnisches Essen [1]: Viili

Heute morgen zum ersten Mal und als eine Art Joghurtersatz gegessen und direkt für seltsam aber nicht ungeniessbar (ich hab grad kein sz) befunden. Zumindest mit einer Menge Beeren und ein bischen Zucker schmeckt Viili so wie Kefir mit viel Kleber. Oder so. Auf jeden Fall eine interessante Esserfahrung. Und nein, es ist nicht schlecht geworden -- das gehört so. Behaupten die Finnen. Warum man Kefir mit Kleber herstellt weiss ich allerdings noch nicht so genau. Ich werde weitere Nachforschungen anstellen.

Bilder hab ich in der Eile (ich ziehe heute um!) nicht gemacht, aber hier war schon jemand beeindruckt von Viili:

http://usuarios.lycos.es/blif/?p=635


Ach ja: Ich muss ab jetzt doch mal ab und zu meine finnischen Esserfahrungen loswerden -- dies ist nur der Anfang...