Sonntag, 28. September 2008

Finnischer Straßenverkehr

Letzte Woche bin ich ja tatsächlich mal wieder selbst in Oulu Auto gefahren. Hier ein paar Beobachtungen:

-- Ich bin die ganze Zeit in Wohngebieten auf der Suche nach Rückseiten von "Vorfahrt Achten"-Schildern, denn dass man Vorfahrt hat, wird in Finnland nicht unbedingt ausgeschildert. Finnen sehen diese graune Flecke auch immer, aber ich muss noch üben.

-- Finnen halten es für unnötig, an Zebrastreifen Fußgänger durchzulassen. Wenn man das dann tut, wird man von wildfremden Finnen angelächelt.

Vielleicht mehr übers Autofahren im Winter später.

Mittwoch, 24. September 2008

Frage an die Leserschaft


Was ist das hier eigentlich für eine Pflanze? (Ich meine natürlich die unscharfe da im Vordergrund...) Sie wächst im Wald auf dem Karhunkierros und sieht ziemlich giftig aus. Höhe vielleicht 30-50 cm.

Donnerstag, 18. September 2008

Nochmal wandern

Ich bin wohl vom Wandervirus angesteckt worden. Und man muss ja im Moment exzessiv was unternehmen, bevor es dunkel und kalt wird.
Das gleiche Team wie in Muotka, nur die Schuhe waren neu und wir hatten mehr Pflaster und ein verbessertes Menü mit.


Diesmal nahmen wir den bekanntesten Fernwanderweg in Finnland: Die Bärenrunde (Karhunkierros) an der russischen Grenze, ca. 300 km nordöstlich von Oulu. Das ist kein Rundweg, und wie Kaarina und ich schon letztes Jahr festgestellt hatten, ist es relativ umständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzukommen. Nur wochentags fährt ein Bus zu den Startpunkten. Ich hab mir einfach mal Donnerstag und Freitag freigenommen, dann gehts ganz gut. Wir haben festgestellt, dass wir auch nicht schneller vorankommen, wenn es einen Weg gibt, weil ich immer alle paar hundert Meter stehnbleiben muss, um mir irgendwas anzuschauen...
So schafften wir es in guten drei Tagen 50 Kilometer weit von Ristikallio bis nach Juuma. Der Weg führt weitestgehend durch felsigen Wald, was zu dieser Jahreszeit besonders schön ist es ist nämlich Ruskaaika (so ne Art Indian Summer).Nach der letzten Tour durch die Wildnis erscheint der Karhunkierros recht urban. Es gibt überall Hütten, Feuerplätze und Toiletten. Und Leute. Da der Weg durch einen Nationalpark führt darf man auch nur an den vorgesehenen Stellen, in der Nähe von Feuerstellen oder Hütten campen. Dank des finnischen Armeeschlafsacks, den ich geliehen bekam, war mir selbst bei Minusgraden im Zelt nicht kalt. Morgens und abends allerdings schon, da war es gut, viel zusätzliche Kleidung mitzuhaben.
Meine neuen Schuhe halten wunderbar, meine verpflasterten Hacken sind sogar auf der Tour weiter geheilt.Und Bären gibts da kaum, dafür haben wir aber einen weiblichen Metso und viele Wasservögel gesehen. Und natürlich Rentiere und Mücken, letztere waren aber kaum noch einsatzfähig. Im Sommer könnte dieser Weg allerdings zur Hölle werden, es gibt zumindest unzählige fließende und stehende Gewässer.
Die Hauptattraktionen des Weges sind seltsam geformte Felsen, Wasserfälle und Stromschnellen. Es gibt erstaunlich viele verschiedene Gesteinsarten die anscheinend in der Eiszeit zusammengepresst wurden. Die Flüsse meandern großzügig und erzeugen an vielen Stellen Inseln, Seiten und Ausgleichsströme und hohe Sanddünen. Außerdem gibt es "Hiidenkirnus", große runde Löcher im Fels, die durch drehene Steine im Fluss erzeugt wurden. Und natürlich tausende Beeren, seltsame Pilze, tote Bäume, ölige Sümpfe etc.
Interessant waren auch die Baumstämme, die Anfang des 20. Jahrhunderts gefällt worden waren und dann nicht vernünftig durch die Flüsse transportiert werden konnten. Ein paar liegen da immer noch, zusammen mit den Resten der 1939 aufgekauften und an Ort und Stelle zurechtgesägten. Kompostierung läuft hier im Norden so erstaunlich viel langsamer als in Mitteleuropa. Das kann man auch sehr schön an den toten, aber noch stehenden Bäumen sehen, die sich im Laufe der Jahre durch einseitige Sonneneinstrahlung völlig verdrehen.

Am letzten Tag sind wir auf der "kleine Bärenrunde" gewandert. Die Landschaft ist dort wirklich schön, aber am Wochenende gibt es wirklich viele Tagesbesucher (wir haben auf 10 km bestimmt 100 Leute gesehen...) und man wird mit großem Rucksack bestaunt wie ein Mondkalb (ungefähr zumindest ;-).
Zurück ging es von Juuma mit dem Taxi nach Kuusamo, wo dann sogar am Wochenende Busse nach Oulu fahren.
Schöne Sache, aber ich glaube, ich mag "echte Wildnis" noch lieber.

Ach ja, Fotos gibts natürlich auch.

Dienstag, 16. September 2008

Herbst, Vermischtes

Hier ist der Herbst jetzt auch endgültig angekommen. Mit zugehöriger schleichender Erkältung und ausserdem ist es morgens und abends zu dunkel ;-)
Im Moment ist der Tageslichtgradient übrigens ziemlich krass: Im Vergleich zum Anfang des Monats bis heute haben wir 80 Minuten Tageslicht weniger. Dafür hat die Ruskazeit angefangen, und am Wochenende waren Harri und ich wieder unterwegs. Dazu später mehr.

Eigentlich wollte ich jedoch von einem alten finnischen Erkältungstrick berichten:
Wenn man eine Erkältung bekommt, muss man Tyrnis essen, die sind gesund (haben ein Vielfaches des Vitamin C-Gehalts von Zitrusfrüchten). Kaarinas Vater sammelt die jedes Jahr und dann werden Kaarina und ich mit einer Jahrespackung versorgt. Seit ich die letzten Tyrnis bekommen habe, war ich nicht mehr krank, zur Abschreckung wirken sie also schonmal.

Wobei, mit Vanilleeis schmecken die sogar ganz gut, in Viili zum Frühstück verrührt eher nicht so. Dafür ist Viili aber auch gesund ;-)
Und ich darf heute zu Hause arbeiten um eine angemessene Menge an Tee mit Honig zu mir nehmen zu können. Also zurück an die Arbeit ;-)

Mittwoch, 10. September 2008

Deutschland gegen Finnland

Heute, Fußball. Deutschland hat also eine Chance zu gewinnen, obwohl Löw gestern in der Pressekonferenz die Stärke der Finnen tausendfach herausgehoben hat (zumindest hat das finnische Fernsehen genau diese Teile gesendet). In Deutschland im ZDF, in Finnland im PayTV -- ich muss es also nicht anschauen ;-)

Dienstag, 9. September 2008

Spaziergang durchs Blaubeerfeld

Jetzt also endlich der Muotkatunturitbericht.


Mein Arbeitskollege Harri hat mich im Frühling gefragt, ob ich Interesse an einer Wandertour im Norden hätte. Und natürlich hab ich ja gesagt, ohne überhaupt groß zu überlegen. Bei der Arbeit schaute man mich etwas entgeistert an und mein Vater fragte, wie wahrscheinlich es denn sei, dass ich denn zurückkommen würde. Aber zumindest für Harri war es lediglich ein entspannter Spaziergang. Dank ihm gab es auch eine ordentliche Vorbereitung, ich hätte vermutlich die Hälfte der benötigten Dinge vergessen.
Muotka liegt zwischen Karigasniemi und Inari. Nordlappland ist von Helsinki aus fast einfacher zu erreichen als von Oulu, wo man erstmal zehn Stunden Bus fahren darf. Von Helsinki fliegt man einfach nach Ivalo und ist dann quasi am Ziel. Wir stiegen ca. zehn Kilometer vor Karigasniemi an der Grenze zu Norwegen aus dem Bus. Am ersten Abend gingen wir entlang einem kleinen Sandweg bis zum nächstgelegenen Fluss.

Muotka ist ein "erämaaalue" also: Wildnis. Es gibt keine markierten Wege und niemand darf auf dem Gebiet bauen. Außer Reintierzäune. Und wie schon erwähnt gibt es noch Bruchstücke der alten Postroute. Üblicherweise trifft man 0 bis wenig Leute in einer Woche Wanderung, aber da im Juli ein langer Artikel über Muotka im "Retkilehti", einer finnischen Zeitschrift, erschienen war, haben wir tatsächlich so alle zwei Tage mal Leute gesehen.
Da es keine Wege gibt, muss man sich selbst überlegen, wie man ans Ziel kommt. Wir wollten zum Koarvikodds, dem höchsten Fjell der Region und zum Peltojärvi, einem schönen See mit Sandstrand. Hilfreicherweise hatten wir eine detailierte Karte, in der Sumpfgebiete, Geröllfelder und andere Unwegsamkeiten eingetragen waren und ein GPS-Gerät. Keine Wege bedeutet auch, dass man selbst sehen muss, wie man durch Flüsse und Sümpfe gelangt. Üblicherweise kann man aber dank der recht spärlichen Vegetation recht gut laufen. Außer wenn man den falschen Weg wählt...
Es ist auf jeden Fall eine intensivere haptische Erfahrung, tatsächlich nicht auf einem befestigten Weg an der Landschaft vorbeizulaufen sondern direkt mittendrin zu sein. Das bedeutet allerdings auch, dass man bedeutend langsamer ist. Im Höchstfall haben wir 18 km am Tag geschafft, meistens eher so 15 oder weniger.
Das lag vielleicht auch an meinen Schuhen. Die haben mir schon ungefähr seit ich 14 bin gute Dienste geleistet und sind mit mir in der Hohen Tatra herumgekraxelt. Und: Ich habe sie extra mehrere Wochen vor der Tour ordentlich wieder eingelaufen und lustige Experimente gemacht. Das hat beides nichts genutzt. Am ersten Wandertag fühlten sich die Hacken des Schuhs etwas komisch an, und am Abend waren die Nähte hinten innen im Schuh offen. Und meine Hacken hatten beide schön große Blasen. Den Rest der Woche hatte ich dann morgens und abends mit einpflastern zu tun. Auch die Wasserfestigkeit ließ ab Tag 4 doch zu wünschen übrig. Man kommt zwar gut trockenen Fußes durch kleine Flüsse, die wirkliche Beanspruchung für gewachste Schuhe sind jedoch nasse Büsche. Die gibt es in Fjelllanschaften genug. Und ja, ich habe jeden Morgen nachgewachst. Meine nächsten Wanderschuhe haben übrigens G.oretex.


Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und harsch. Im Überblick sieht es ziemlich leer aus, im Detail gibt es erstaunlich viele Pflanzen, die ich vorher noch nie gesehen hatte und die sich in verschiedenen Weisen an die extremen Lebensbedingungen angepasst haben. Ich musste häufig stehenbleiben um erstaunliche Pflanzen zu bestaunen oder Blaubeeren zu essen. Die sind an manchen Stellen der Hauptbewuchs. Dann gibt es noch "Krähenbeere" (heißen die so auf Deutsch?), in die man sich häufig reinsetzt, und Juolukka. Erstere ist halbwegs genießbar, zweitere eher nicht.
Tiere sieht man ziemlich wenige, aber man findet Hinterlassenschaften in Form von Kot, Knochen oder im Fall von Lemmingen Höhlen aus Heu. In lebendig haben wir unter anderem einen Fuchs, ziemlich viele Rentiere, Raben und Krähen, einen Piekana (was ist das auf Deutsch?), ein paar Tiara und einen Kuukeli gesehen. Und als wir am See gecampt haben, heulte in der Ferne ein Wolf.

Die ersten drei Tage hatten wir Traumsonnenwetter, erst als wir auf den Koarvikodds wollten, legte sich nachts eine Wolkenschicht über uns, die zwei Tage blieb und ab und zu mal regnete, insbesondere aber immer weiter sank. Aber trotzdem schön.

Ein perfekter Urlaub, man ist in einer völlig anderen Welt und das, was im Alltag wichtig ist, wird zumindest für eine Weile stark relativiert. Außerdem hab ich gelernt, mit einem 13 Kilo schweren Rucksack Sümpfe von einem Torfhügel zum anderen springend zu durchqueren.

Ich hab immer noch das Gefühl tausend Sachen nicht erwähnt zu haben, aber ich glaube, der Bericht ist jetzt langsam lang genug. Ach ja, nicht vergessen Fotos anzuschauen.

Ach ja, eine Sache noch: Es ist gelogen, dass es Mitte August keine Mücken mehr in Lappland gibt, die waren definitiv noch da. Zusammen mit ihren kleineren Verwandten Mäkärä und Polttiainen. Letztere sind besonders mies, sie können überall hin kriechen, was sie auch tun.

Donnerstag, 4. September 2008

Wochenendtip: Oulun Päivät (Oulu Days)

Am Wochenende findet eine Art allgemeines Festival in Oulu statt, wo alle möglichen Aktivitäten angeboten werden. Ich zitiere hier mal die interessantesten aus dem englischen Programm und kann sie leider auch nicht unkommentiert lassen:

Freitag:
‘Muumi ja vaarallinen juhannus’ (The Moomin and the Dangerous Midsummer).
Open air film showing. Muse Party. Hupisaari Summer Theatre. Tickets: 5€
-- Wettervorhersage für Freitag nacht: kalt. Zu kalt für Filme draussen zumindest...

Samstag:
1pm – 2pm.
‘Get to know Salmon.’ An event for people who want to know more about salmon. Kaltie, Merikoski.
-- Lerne Lachs kennen...

2.15pm – 5pm.
‘Women as Decision-Makers.’ Discussion. Oulu City Library lower lobby.
-- Bitte?

1pm
Nordic stick-walking with the Bishop of Oulu, the Rt Rev’d Samuel Salmi. The bishop will be Nordic stick-walking in front of Oulu City Theatre and you can go and walk with him.
-- Die spinnen, die Finnen...

Und dann gibts natürlich noch wirklich viele "normale" interessante Sachen.

Mittwoch, 3. September 2008

Kleine Geschichte

In den Muotkatunturit (ich hab es übrigens inzwischen geschafft, Fotos ins Internet zu stellen) findet man manchmal Bruchstücke eines alten Wegs. Das war der Postweg von Inari zum Tenofluss, auf dem aus die Post weiter nach Utsjoki transportiert wurden. Der Postbote hatte also eine kleine Wanderung von zwei Tagen in einer Richtung vor sich.
Als in Utsjoki eine Steinkirche gebaut werden sollte, beschloss der sparsame Bürgermeister, sich die Mauersteine mit der Post schicken zu lassen -- das war nämlich zu der Zeit umsonst. Und so schleppte der Postbote ständig Steine von Inari Richtung Utsjoki. Er soll nicht lange gelebt haben (das taten die Postboten der Zeit aber wohl im Allgemeinen nicht).

Die Geschichte ist ohne Gewähr, aber ich habe sie selbst auf bei der Wanderung durch die Muotkatunturit erzählt bekommen. Muss also stimmen ;-).
Ich habe häufig wenn wir mal wieder auf diesen Weg trafen an den Postboten gedacht. Im Winter ohne Zelt, mit möglichst viel Gepäck, denn er wurde nach Gewicht bezahlt. Trotzdem muss er ein ganzes Stück schneller gelaufen sein als wir, denn in zwei Tagen hätten wir vielleicht die Hälfte geschafft.