Sonntag, 25. Oktober 2009

Käsivarsi, Tag 11

Ich möchte euch auch den letzten Teil der Reise nicht vorenthalten, auch wenn er hauptsächlich von den Tücken und Freuden der Zivilisation handelt ;-). Leider hab ich am letzten Tag keine Fotos mehr gemacht. Das gesamte Album zum Urlaub kann man übrigens hier ansehen.

Tag 11

Da wir nur noch ungefähr fünf Kilometer Wanderstrecke vor uns haben, gehen wir es morgens gemütlich an. Ein letztes Mal wird das Zelt eingepackt und das Camp in zwei Rucksäcke verpackt. Nachdem wir während der Woche fast sämtlichen Proviant aufgegessen haben, sind die Rucksäcke recht geräumig und vergleichsweise leicht. Weil keiner so richtig Lust hat, gleich wieder in der Zivilisation anzukommen und der Tag noch lang ist, erkunden wir noch ein bischen die Gegend um unser Camp und finden seltsame Pflanzen und schwimmende Holzstückchen, die eigentlich Larven sind.
Schliesslich machen wir uns aber doch auf den Weg. Sofort geht es aus dem Hochland steil nach unten ins Buschland. Dann gibt es einen Weg zur Strasse, den wir aber mutwillig verlassen und uns stattdessen durch die Büsche schlagen, um wenigstens noch eine kleine Anhöhe zu besteigen auf dem wir natürlich auch mal wieder einen Grenzstein vorfinden, diesmal zwischen Norwegen und Finnland. Von dort aus kann man schon die Autos auf der Strasse zählen. Der Plan ist, zur Strasse und dann zum finnischen Grenzübergang zu laufen. Von da aus sind es noch mehr als zehn Kilometer bis zu unserem Hotel. Wir haben vor uns für den Rest der Strecke ein Taxi zu rufen anstatt uns auf der engen und kurvigen Strasse mit Autos und Rentieren herumzuschlagen.
Ein Taxi zum Grenzübergang zu bestellen ist jedoch keine leichte Aufgabe, denn zuerst ist die Telefonnummer, die Harri in seinem Handy gespeichert hat nicht in Benutzung, als wir dann auf komplizierten Wegen eine aktuelle Nummer herausgefunden haben, befindet sich die Taxifahrerin gerade irgendwo in Norwegen auf einer längeren Fahrt, alle anderen Fahrer sind gerade nicht im Dienst. Ausserdem bricht die Telefonverbindung hilfreicherweise immer wieder ab. Schliesslich verspricht uns die Taxifahrerin, uns auf dem Rückweg von Norwegen abzuholen, das könnte aber ne Stunde dauern. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an, denken wir, und vertreiben uns die Zeit damit, den hiesigen Grenztourismus zu erforschen und nach taxiartigen Fahrzeugen Ausschau zu halten.
Es zwei Hauptgattungen von Grenzüberquerern. Norweger, die in Finnland Fleisch und Alkohol kaufen, und Touristen, von denen fast alle dringend am Grenzstein anhalten und Fotos von sich in verschiedenen Ländern gleichzeitig machen. Ausserdem gibt es unglaublich viele Motorradtouristen. Irgendwann muss ich auch mal mit dem Mopped nach Norwegen fahren...
Irgendwann wird es etwas langweilig und Harri hat inzwischen auch das ”kann ne Stunde dauern” einer Lappin als ”vielleicht komme ich irgendwann vorbei” übersetzt. Es ist auf jeden Fall schon deutlich später, als schliesslich ein Taxi in Sichtweite kam – und dann an uns deutlich sichtbaren, winkenden Gestalten vorbeifuhr. Per Handy kommt keine Verbindung zur Taxifahrerin zustande und wir freunden uns schon mit dem Gedanken an, doch zu laufen oder zu trampen, als die Taxifahrerin anruft und fragt, ob wir noch an einem Taxi interessiert seien. Und so wurden wir doch noch nach Kilpisjärvi gefahren. Die Taxifahrerin meint noch, dass an diesem Tag ja wirklich viel los sei und sie noch zwei weitere längere Fahrten habe. Wir sahen sie dann eine halbe Stunde später gemütlich einkaufen...
Die Sauna unseres Hotels ist toll, besonders dass sie direkt am Kilpisjärvi gelegen ist. In der Sauna wird die Mär verbreitet, dass der See höchstens 10 Grad warm ist, aber soo kalt ist er dann doch nicht. Panoramaschwimmen mit Ausblick auf die Inseln im See und die umliegenden Fjälls – das ist wirklich nicht zu verachten. Auch das Essen an diesem Abend ist deutlich besser als die restliche Woche :-). Allerdings können wir beide in den viel zu weichen und warmen Betten nicht ordentlich schlafen, so dass wir überlegen ob wir nicht doch lieber die Isomatten auf dem Boden ausbreiten wollen. Schlafen kann man jedoch auch am nächsten Tag im Bus, schliesslich sind wir wieder zehn Stunden unterwegs.

Samstag, 3. Oktober 2009

Käsivarsi 2009, Tag 10

Heute morgen scheint die Sonne mal wieder auf meine Seite des Zelts, so dass ich beschliesse draussen vor dem Zelt einfach ein bischen zu lesen -- bei den Temperaturen im Zelt ist an Schlaf sowieso nicht zu denken. Auf Harris Schattenseite scheint es besser zu sein, auf jeden Fall dauert es eine ganze Weile bis er auch auftaucht. Der Plan heute ist bis fast zur Strasse zu laufen (es gibt nur eine Strasse im weiteren Umkreis). Nachdem wir einen Fluss überquert und einen Abhang hinuntergelaufen sind, stoßen wir auf den Wanderweg zum Dreiländereck und folgen ihm durchs Tal. Auf Wanderwegen kommt man erstaunlich gut voran, besonders wenn es eben ist. Vor dem Dreiländereck biegen wir nach Norden ab und kommen an einer norwegischen Hütte vorbei. Dann geht es wieder aufwärts ins Hochland. Man merkt, dass die Nächte hier schon kalt waren, denn die Mückenplage hält sich selbst auf dem bewaldeten ersten Teil des Aufstiegs in Grenzen. Dafür gibt es viele reife Moltebeeren. Eigentlich soll es ein schlechtes Moltebeerenjahr sein, aber davon ist hier nicht viel zu sehen.Dann wird der Aufstieg steiler und wir lassen die Baum- und Moltebeerengrenze wieder unter uns. Weiter oben findet sich ein guter Sitzstein, und während der Pause haben wir einen Panaorama über den Weg der letzten Tage.

Heute treffen wir andauernd Leute, das gibt sich jedoch wieder, als es windig wird und anfängt zu regnen. Im Hochland laufen wir quasi ständig durch Steinfelder, wundersamerweise finden sich jedoch zwischen den grauen Steinen auch immer wieder leuchend gelbe Blumen.

Von einem kleinen Gipfel aus kann man Kilpisjärvi und die Strasse nach Norwegen jetzt schon deutlich sehen und man hat sogar Handyempfang. Wir bestellen ein Hotelzimmer für morgen. Ein seltsames Gefühl, schon morgen wieder normal wie zivilisierte Menschen zu leben ;-)

Für heute müssen wir jedoch nochmal einen Zeltplatz finden. Uns wird bewusst, dass wie den ganzen Urlaub unglaubliches Glück hatten, immer fast sofort eine günstige Stelle zum Zeltaufschlagen zu finden. Hier in der Einöde zwischen Steinfeldern und Sümpfen ist es eher schwierig und es dauert wirklich lange bis wir nach einem mehrkilometrigen Exkurs eine kleine Stelle an einem See finden. Wir merken ebenfalls, dass das Laufen über nasse Steinfelder um einiges beschwerlicher ist als bei gutem Wetter. Ich bin sehr froh um meine Wanderstöcke, denn rutschige Steine und müde Beine reimt sich zwar, passt aber trotzdem nicht so gut zusammen. Ich lasse heute sogar den Abendspaziergang ausfallen, denn nach der Zeltplatzsuche bin ich ziemlich erledigt. Dafür habe ich einen ungewohnt ruhigen Abend mit Ausblick auf unseren spiegelglatten See, an dessen Rand auch Anfang August noch ein recht ansehnliches Schneefeld klebt.