Mittwoch, 12. September 2007

Rückblick: Juhannus


In diesem kalten und regnerischen Herbst sei mir ein kurzer Rückblick auf die Zeit gestattet, in der die Sonne nie aufhörte zu scheinen und ein langer Sommer vor mir lag: Juhannus, das Mittsommerfest.

Statt fand selbiges am Wochenende nach dem 21.6. Juhannus ist vielleicht der höchste Feiertag in Finnland. Ein Wochenende inklusive Freitag wird gefeiert -- es gibt viel gutes Essen und das Ziel ist es, die Zeit in einer kleinen Hütte mit Verwandten oder Freunden an einem einsamen See beim Fischen, Reden oder in der Sauna zu verbringen. Traditionell verbringt man Juhannus auf keinen Fall in der Stadt, was vor allem im Süden von Finnland zu echten Staus führt.

Kaarina und ich hatten uns die stressfreie Variante für Juhannus ausgesucht: Wir waren mal wieder in Tornio. Mit viel gutem Essen (ich weiss jetzt, wie man Lachs räuchert und Pulla backt...), viel Draussensein, Wald"spaziergängen" (sehr schön, aber die Insektendichte war schon immens, weswegen das Gehtempo teilweise recht hoch war), einer Wanderung auf einen Berg (242 m über NN kann sehr nah an der Baumgrenze sein), mittelalterlichen Holzkirchen und natürlich Sauna.

Sogar das Wetter spielte mit, sonnig und ca. 28 Grad. Meinen Versuch, die Mitternachtssonne zu sehen war vergeblich, die Sonne verschwand um ca. 0:20 hinter der Baumlinie und war danach unsichtbar.

Die nicht so schöne Seite an Juhannus ist, dass üblicherweise einige Leute eines unnatürlichen Todes sterben. Das liegt unter anderem daran, dass man an Juhannus unbedingt mit dem Boot fahren muss, es aber gleichzeitig unumgänglich ist, viel zu trinken (zumindest für den typischen finnischen Mann vom Teenageralter an). Der stereotype Finne trinkt also, fährt mit dem Boot auf seine Insel und da er viel getrunken hat, verspührt er ein dringendes Bedürfnis. Er muss also aufstehen und da er etwas wackelig auf den Beinen ist, landet er häufiger mal im Wasser und beim Wiederinsbootklettern ist die Trunkenheit dann wieder etwas hinderlich. Im Sommer gibts deswegen sogar Werbespots und Plakate. "Älä jätä aivoja narrikaan" heisst auf Deutsch ungefähr "Lasst eure Gehirne nicht an der Gardrobe hängen."

Meine etwas zynisch veranlagten Arbeitskollegen veranstalten deshalb jedes Jahr eine Wette, wieviele Finnen am Juhannuswochenende ertrinken. Diesmal waren es "nur" 5. Insgesamt kamen 13 Leute zu Tode. Einige in Verkehrsunfällen, 4 kamen auf die gute Idee in ihrem geschlossenen Zelt zu grillen, einige in der Sauna und einige durch Schusswechsel.

Aber genug davon, mein Juhannus war auf jeden Fall sehr schön und ich habe wieder ein neues Stück Finnland gesehen. Bilder gibts übrigens schon seit langem hier.

Und jetzt wirds täglich um viele Minuten früher dunkel... aber dafür hab ich im Winter dann wohl viel Zeit, mich um meine Diplomarbeit zu kümmern ;-) Und wenn Schnee liegt ist eh alles wieder gut.