Ich bin wohl vom Wandervirus angesteckt worden. Und man muss ja im Moment exzessiv was unternehmen, bevor es dunkel und kalt wird.
Das gleiche Team wie in Muotka, nur die Schuhe waren neu und wir hatten mehr Pflaster und ein verbessertes Menü mit.
Diesmal nahmen wir den bekanntesten Fernwanderweg in Finnland: Die Bärenrunde (Karhunkierros) an der russischen Grenze, ca. 300 km nordöstlich von Oulu. Das ist kein Rundweg, und wie Kaarina und ich schon letztes Jahr festgestellt hatten, ist es relativ umständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzukommen. Nur wochentags fährt ein Bus zu den Startpunkten. Ich hab mir einfach mal Donnerstag und Freitag freigenommen, dann gehts ganz gut. Wir haben festgestellt, dass wir auch nicht schneller vorankommen, wenn es einen Weg gibt, weil ich immer alle paar hundert Meter stehnbleiben muss, um mir irgendwas anzuschauen...
So schafften wir es in guten drei Tagen 50 Kilometer weit von Ristikallio bis nach Juuma. Der Weg führt weitestgehend durch felsigen Wald, was zu dieser Jahreszeit besonders schön ist es ist nämlich Ruskaaika (so ne Art Indian Summer).Nach der letzten Tour durch die Wildnis erscheint der Karhunkierros recht urban. Es gibt überall Hütten, Feuerplätze und Toiletten. Und Leute. Da der Weg durch einen Nationalpark führt darf man auch nur an den vorgesehenen Stellen, in der Nähe von Feuerstellen oder Hütten campen. Dank des finnischen Armeeschlafsacks, den ich geliehen bekam, war mir selbst bei Minusgraden im Zelt nicht kalt. Morgens und abends allerdings schon, da war es gut, viel zusätzliche Kleidung mitzuhaben.
Meine neuen Schuhe halten wunderbar, meine verpflasterten Hacken sind sogar auf der Tour weiter geheilt.Und Bären gibts da kaum, dafür haben wir aber einen weiblichen Metso und viele Wasservögel gesehen. Und natürlich Rentiere und Mücken, letztere waren aber kaum noch einsatzfähig. Im Sommer könnte dieser Weg allerdings zur Hölle werden, es gibt zumindest unzählige fließende und stehende Gewässer.
Die Hauptattraktionen des Weges sind seltsam geformte Felsen, Wasserfälle und Stromschnellen. Es gibt erstaunlich viele verschiedene Gesteinsarten die anscheinend in der Eiszeit zusammengepresst wurden. Die Flüsse meandern großzügig und erzeugen an vielen Stellen Inseln, Seiten und Ausgleichsströme und hohe Sanddünen. Außerdem gibt es "Hiidenkirnus", große runde Löcher im Fels, die durch drehene Steine im Fluss erzeugt wurden. Und natürlich tausende Beeren, seltsame Pilze, tote Bäume, ölige Sümpfe etc.
Interessant waren auch die Baumstämme, die Anfang des 20. Jahrhunderts gefällt worden waren und dann nicht vernünftig durch die Flüsse transportiert werden konnten. Ein paar liegen da immer noch, zusammen mit den Resten der 1939 aufgekauften und an Ort und Stelle zurechtgesägten. Kompostierung läuft hier im Norden so erstaunlich viel langsamer als in Mitteleuropa. Das kann man auch sehr schön an den toten, aber noch stehenden Bäumen sehen, die sich im Laufe der Jahre durch einseitige Sonneneinstrahlung völlig verdrehen.
Am letzten Tag sind wir auf der "kleine Bärenrunde" gewandert. Die Landschaft ist dort wirklich schön, aber am Wochenende gibt es wirklich viele Tagesbesucher (wir haben auf 10 km bestimmt 100 Leute gesehen...) und man wird mit großem Rucksack bestaunt wie ein Mondkalb (ungefähr zumindest ;-).
Zurück ging es von Juuma mit dem Taxi nach Kuusamo, wo dann sogar am Wochenende Busse nach Oulu fahren.
Schöne Sache, aber ich glaube, ich mag "echte Wildnis" noch lieber.
Ach ja, Fotos gibts natürlich auch.
Donnerstag, 18. September 2008
Nochmal wandern
Eingestellt von Imke um 19:16
Labels: Ausflug, Wandern, Wochenende
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