Freitag, 3. April 2009

Christian Lindbergin kolme roolia

Christian Lindberg war gestern im Madetojan sali als Dirigient, Posaunist und Komponist zu hören. Und zu sehen: Er hatte ziemlich enge Hosen an, trug bei jedem Stück ein anders buntes Seidenhemd. Und bewegte sich auf der Bühne ausschliesslich springend. Dies sei hier nur erwähnt, weil es sich von der üblichen Dirigenteneinheitskleidung stark abhebt.

Aber zur Hauptsache: Los gings mit einem Stück von Söderman, das Lindberg dirigierte und welches zuende war bevor ich mich in die Musik einfinden konnte -- vermutlich würde ich es auch kaum wiedererkennen, wenn es mir jemand nochmal vorspielen würde.
Aber dann, dramatischer Fall des Vorhangs, lautes Gescharre hinter selbigem und als sich der Vorhang wieder öffnete, sass fast das ganze Orchester andersherum als vorher. Jetzt konnte man an der Stelle wo üblicherweise das erste Cello sitzt also den Rücken des Kontrafagottisten bewundern. Kurz darauf wurde klar warum das so war: Nun würde Lindberg als Posaunensolist das Orchester zu einem von ihm selbst geschriebenen Stück dirigieren. Drei Rollen in einem Stück also. Und das Dirigat funktionierte wirklich (und zwar (noch) besser als bei anderen Leuten, Hans Hermann und Mika, ihr solltet euch das mal anschauen ;-) ). Das Stück "Helikon Wasp", eine Art Selbstportrait (das ist allerdings meine eigene Interpretation), ist super instrumentiert, unter anderem mit Baritonsaxophon, Kontrafagott Xylophon und Vibrafon (und die übliche Orchesterbesetzung spielt natürlich auch mit). Es handelt von der "Helikon Wasp", einer Kreatur die singen und spielen kann, manchmal sehr schön aber manchmal auch etwas nervig und aggressiv. Die Wespe erlebt während des Stückes verschiedene Dinge, zuletzt (Achtung, Teaser)entrinnt sie knapp dem Tod durch "Eisseelen", die sie angreifen wollen. Die Wespe kann jedoch durch stoisches Ignorieren und Weiterspielen entkommen.
Der letzte Absatz war noch nichtmal völlig aus der Luft gegriffen, denn das Stück hat auch einen Erzähl- und Singteil. Was ich zunächst völlig blöd fand, sich dann aber doch schön ins Stück einpasste. Und natürlich strotzte es nur so vor schöner Posaunenmelodien und fulminanter Soli.

Eine Kostprobe von Helikon Wasp und ein kurzes Portrait von Lindberg als Komponist gibts hier



Als Zugabe gabs vom Solisten Lindberg noch My Funny Valentine. Leider verabschieden sich Solist und Komponist Lindberg, nach der Pause kam nur der Dirigent zurück -- es gab Tschaikowskis Erste. Schönes Stück -- besonders der erste und letzte Satz. In der Mitte war ich und so schien es auch das Orchester etwas unkonzentriert. Aber ich hätte schon gerne noch was vom Posaunisten Lindberg gehört...

Auf jeden Fall ein lohnenswertes Konzert. Wenn Lindberg also in eure Stadt kommt, unbedingt hingehen!

Und als Bonus konnte man natürlich die übrigen Zuschauer beobachten. Finnen können einfach nicht vorne sitzen -- nichtmal in einem Konzert und wenn es nichts extra kostet. Deswegen waren wir in der dritten Reihe völlig allein auf weiter Flur -- die nächsten Besucher waren irgendwo in der fünften Reihe zu finden und dann füllte es sich. An der Akustik kann es kaum gelegen haben, ich glaube nicht, dass man links hinten in der Ecken unter dem Vorbau der Empore besser hört also in der Mitte vorne.
Selbiges Phänomen, was ja in Deutschland auch z.B. in Vorlesungen häufiger auftritt ist in Finnland bei Personen jeglicher Altersklassen und bei fast allen Anlässen zu beobachten. So füllt sich auch in unserer Firma bei sämtlichen grösseren Informationsveranstaltungen das Auditorium von ganz hinten, auch wenn man von da aus die Folien vom Projektor wirklich schlecht sehen und zudem kaum was vom Referenten hören kann.