Dienstag, 1. September 2009

Käsivarsi 2009, Tag 7

2.8.2009 Eine Runde durchs Isdalen

Heute können wir unser Zelt stehenlassen und machen einfach einen Spaziergang ohne viel Gepäck ins nahegelegene Isdalen (Eistal). Gestern abend haben wir schon auf unserem Abendspaziergang einen Blick hinein geworfen und es sah ziemlich unspektakulär aus, aber man konnte auch nicht so richtig weit sehen. Wir nehmen natürlich nicht den offiziellen Pfad, sondern halten uns erst auf der westlichen Talseite.

Der Name des Tals ist passend gewählt: es gibt riesige Schneefelder im Tal und irgendwo weiter oben einen Gletscher. (Bild oben: Suchbild mit Mensch) Vegetation gibt es kaum, dafür um so mehr interessante Steine und Felsbrocken aller Größen bis hin zum Einfamilienhaus. Ein krasser Gegensatz zum grünen Hufeisental, was direkt daneben liegt.
Der Wegfindungsalgorithmus ist vormittags: Der Nase nach nach links und oben. -Das geht eine Weile gut und beschehrt uns einen schönen Ausblick über einen See, aber irgendwann stellen wir fest, dass wir wohl nicht den geschicktesten Weg gewählt haben, als wir eine Stelle mit riesigen Felsbrocken traversieren müssen, wo es weder rauf noch runter geht (bzw. sehr steil sowohl rauf als runter...), aber mit den Stöcken und manchmal auf allen Vieren geht es dann doch langsam. Dann stehen wir plötzlich vor dem Gletscher und dem vorgelagerten See in dem Eisblöcke treiben. Viele Steine hier bestehen hauptsächlich aus Glimmer und glitzern in der Sonne. Spätestens hier stellt man fest, dass das Isdalen doch recht spektakulär ist. Ich habe in diesem Szenario ein bischen Schwierigkeiten mit Abständen und Größen und schlage vor, auf einem einladend aussehenden Stein auf der anderen Seite des Sees Pause zu machen. Klar, sagt Harri. Als wir einige Zeit später vor dem fünf Meter hohen und zumindest für uns nicht zu erklimmenden Stein stehen, beschließen wir vielleicht doch irgendwohin zu gehen, wo nicht alles auf Nimmerwiedersehen zwischen die Felsbrocken fallen kann -- die nebenliegenden winzigen Steine sind nämlich auch ziemlich groß und die Spalte dazwischen tief...
Nach der Mittags- und Sockenlüftpause geht es weiter ums Tal -- erstmal müssen wir einen Weg vom Gletscher wieder nach unten finden. Felsbrocken mit einem Durchmesser von wesentlich größer als Beinlänge, locker aufgeschichtet, erweisen sich als recht hinderlich. Aber irgendwann finden wir mal wieder ein Schneefeld. Ab hier geht es deutlich schneller bergab, schliesslich kann ich inzwischen auch "Skifahren". Etwas respekteinflößend ist ein kleiner Bach, der auf unter einer Seite des Schneefelds fliesst. Wir bleiben so weit es geht auf der anderen Seite. Von unten sieht man sehr schön, dass man die Gletscheranhöhe wesentlich geschickter hätte verlassen können -- von oben sah es ganz anders aus.Wir durchqueren ein paar Bäche und machen dann an einem weiteren See Pause. Endlich finden wir auch Wasser, das nicht vom Gletscher gespeist wird. Gletscherwasser hat seltsame Sedimente, das möchte man nicht trinken. Weiter gehts über Steine, Schnee und Felsbrocken, erstaunlicherweise man manchmal auch über kleine Blumen, die zwischen den Steinen hervorlugen. Schließlich sehen wir den Nordkalottleden, der sich den Pass heraufschlängelt, und ein paar Wanderer, die sich ausruhen. Leider müssen wir um zum Weg zu gelangen, einen recht breiten Fluss queren -- und das auch noch mit Zuschauern... die Watschuhe sind praktischerweise im Zelt. Zuerst sieht es so aus, als sei es kaum möglich, trockenen Fußes das andere Ufer zu erreichen, aber schließlich entscheidet sich Harri für einen langen Sprung auf einen spitzen aus dem Wasser ragenden Stein und ich mich, das lieber nicht nachzumachen. Dafür habe ich die tolle Idee, an einem kleinen Wasserfall über viele kleine Steine zu klettern, was für etwas Adrenalin sorgt aber irgendwann auch gelingt. Auf der Ostseite des Tals gibt es tatsächlich Gras und die Füße sind froh, mal wieder etwas weicheren Untergrund zu spüren. Es ist Abend und wir wandern gemütlich zurück zum Zelt. Das Isdalen ist tatsächlich von Menschen bevölkert -- außer denen, die uns bei der Flussquerung beobachtet haben, sehen wir noch einen einzelnen Wanderer ;-) Trotzdem irgendwie sehr zivilisationshaft. Auch die Rentiere nutzen die grandiosen Schneefelder im Isdalen (ein paar Gruppen sind mal wieder in schwindelerregende Höhen geklettert, obwohl die Berge im Isdalen fast senkrecht ansteigen. Zu dieser Jahreszeit scheinen sie nur zum Essen mal ins Tal zu kommen.
Der kleine Spaziergang dauerte tatsächlich den ganzen Tag -- wir haben noch nichtmal mehr die Energie, nach dem Essen einen Abendspaziergang zu machen.

2 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Großartige Eindrücke und Bilder aus einem großartigen Land, vielen vielen Dank!

Ansku hat gesagt…

Das sind ganz wunderbare Photos, ich bin begeistert! aber zum Lesen nehme ich mir dann doch lieber etwas Zeit und Ruhe, z.B. heute abend. Muss ersteinmal selber Koffer auspacken. ;)

Liebe Grüße in den hohen Norden!