Donnerstag, 10. Juli 2008

Spiegel Online schreibt über das Leben in der finnischen Gemeinde Eurajoki. Dort gibt es ein Atomkraftwerk und die Leute leben dort ganz idyllisch und seltsamerweise ohne Angst und Schrecken, dass jederzeit ein Störfall eintreten könnte.
Ich frage mich, was die Leute da sonst machen sollen -- wer nicht beim Atomkraftwerk leben will, wohnt da vermutlich nicht (mehr). Ich finde es eher kurzsichtig in Deutschland hysterisch die Schliessung von deutschen Atomkraftwerken zu fordern und dann gemütlich mit grenznahem tschechischen Atomstrom fernzusehen.

Die Sichtweise der Finnen die ich kennengelernt habe auf Atomkraft ist nicht so negativ wie in Deutschland. Während in Deutschland die Grünen Kohlekraftwerke bauen wollen, halten die Finnen das für das schlechteste, was man machen kann (hoher CO2-Emissionen, schlechter Wirkungsgrad). Wasserkraft klingt toll, ist aber auch zwiespältig, zumindest schwer auszubauen, denn in einem platten Land wie Finnland müssen Stauseen sehr gross sein und durch die verstärkte Strömung werden Schwermetalle aus dem Boden geschwemmt (was man nicht alles im Finnischunterricht lernt...). Hier im Norden wird auch gerade ein Atomkraftwerk geplant und der genaue Standort entscheidet darüber, welche Gemeinde die Arbeitsplätze bekommt. Es wäre sicherlich besser, den Stromverbrauch zu senken und keine Atomkraftwerke zu bauen. Da das aber wohl nicht der Fall sein wird, ist mir ein Atomkraftwerk in Kemi (100km entfernt, in Finnland) lieber als eins an der russischen Grenze (300km entfernt).

1 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Grüße aus Übersee!

Ich glaube, die Atomstrom-Debatte wird zu polarisiert und an den wirklichen Bedenken vorbei geführt.

So wie es sich mir darstellt, muss niemand überzeugt werden, dass es für die CO2-Emissionen besser ist, Atomkraftwerke statt Kohlekraftwerken zu haben. Auch sehe ich, dass Wasserkraftwerke nicht überall bedingungslos gebaut werden können. Das ist sicher auch nicht immer unumstritten (siehe Stauseeprojekte in China). Windkraftwerke sind auch nicht jedermans sache.
Ich glaube nicht, dass Atomkraftwerke der neuesten Generation noch signifikante Sicherheitsrisiken bergen; zumindest nicht die in westlichen Industrienationen. Ein Zusammenhang zwischen Kraftwerken und erhöhten Krebsraten ist meines Wissens auch nicht bewiesen. So weit, so schön.
ABER:
Die Haupt-Frage ist, wohin mit dem Müll? Der muss vielfach in stillgelegten Bergwerken gelagert werden oder durch ganz Europa mit dem Zug gefahren werden um, sicher nicht energiesparend, aufbereitet zu werden. Und wenn er einfach vergraben wird bleibt er für nachfolgende Generationen. Da wird es zu einer philosophischen Frage über Verantwortung.
Und diese Frage wird meiner Meinung nach weder sinnvoll diskutiert gar beantwortet.

Das wollte ich doch kurz gesagt haben.
Liebe Grüße an den Polarkreis.
Georg